Achille Mbembe receives Geschwister Scholl Prize
Debatte

Wie antisemitisch ist postkoloniale Israelkritik?

Ein Streit tobt um eine Galionsfigur des Postkolonialismus – ist Achille Mbembe Antisemit? Über einseitige Israelkritik und deren Grenze zum Antisemitismus. Und über Rufmord im deutschen Feuilleton.

Immer weitere Kreise zieht die Causa um den 62-jährigen Historiker und Politikwissenschaftler Achille Mbembe, aus Kamerun stammender prominenter Theoretiker des Postkolonialismus, bekannt für Bücher wie „Über die Postkolonie“ und „Kritik der schwarzen Vernunft“. Im August hätte er die Ruhrtriennale eröffnen sollen, ein FDP-Abgeordneter protestierte unter dem Titel „Antisemitismus keine Plattform bieten“ und brachte Mbembe mit der Boykott-Kampagne gegen Israel (BDS) in Verbindung. Deren Aktivisten dürfen an keinen staatlich geförderten Veranstaltungen in Deutschland auftreten. Mbembe wehrte sich: Er habe keine Verbindung zum BDS. Sein Auftritt erübrigte sich durch die Coronakrise, doch die Debatte kommt nicht mehr zur Ruhe, seit Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Mbembe ebenfalls des Antisemitismus verdächtigt hat.

Der „Relativierung des Holocaust“ bezichtigte er Mbembe. Dieser habe „den Staat Israel mit dem Apartheidsystem Südafrikas gleichgesetzt, was einem bekannten antisemitischen Muster entspricht“. Zudem habe er „das Existenzrecht Israels infrage gestellt“. Später ruderte Klein ein wenig zurück, sprach von „problematischen“ Passagen, die „als Relativierung des Holocaust gedeutet werden könnten; Mbembe formuliere nicht „genau“, sondern oft „missverständlich“.

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