Trockenheit

Landwirte sehnen den Regen herbei

Viel zu wenig Niederschläge gab es dieses Jahr bisher. Österreichs  Böden sind ausgetrocknet, und zwar nicht nur an der Oberfläche.
Viel zu wenig Niederschläge gab es dieses Jahr bisher. Österreichs Böden sind ausgetrocknet, und zwar nicht nur an der Oberfläche.(c) imago images/Kirchner-Media
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Nicht nur unter der Trockenheit, dem Borkenkäfer und dem schwierigen Markt leidet die heimische Land- und Forstwirtschaft, sondern zusätzlich noch unter der Coronakrise.

„Leider haben wir heute einen schönen Tag“, sagte Felix Montecuccoli, Präsident der Land- und Forstbetriebe Österreich, bei der virtuellen Pressekonferenz am Dienstag. Die lang anhaltende Trockenheit hat der Land- und Forstwirtschaft schon 2019 massiv zu schaffen gemacht und 2020 tut sie es genauso. „Das vergangene Jahr ging als drittwärmstes Jahr der 252-jährigen Aufzeichnung in die Geschichte ein. Die Trockenheit, gepaart mit den vermehrten Hitzetagen und den extremen Wetterkapriolen, erschwert das Leben der heimischen Land- und Forstbetriebe massiv“, klagt Montecuccoli.

Wie sehr, das verdeutlicht er anhand von Zahlen: 2019 betrug die heimische Gesamtholzernte 18,9 Millionen Festmeter, das ist geringfügig weniger (1,8 Prozent) als 2018. Allerdings war der Anteil der Schadholzmenge enorm, der durch den Klimawandel verursacht wird. 4,9 Millionen Festmeter waren von Schädlingen, allen voran dem Borkenkäfer, befallen.

Vor allem im Wald- und Mühlviertel wird man ihm nicht Herr, denn wenn es trocken ist, vermehrt er sich besonders schnell.

6,8 Millionen Festmeter Holz waren aufgrund von Sturm, Eis und Schnee schadhaft. Das hat zur Folge, dass dieses Holz nur als Industrieholz und nicht als hochwertiges Rundholz verkauft werden kann.

Holzpreis sinkt weiter

Das Problem: Nicht nur Österreich, sondern auch die Nachbarländer Tschechien, Deutschland und Italien leiden unter den Wetterkapriolen und dem Borkenkäfer. Diese Länder bieten ihr Holz auch in Österreich an, was die Preise weiter nach unten drückt.

Während für Nadelsägerundholz 2018 im Jahresdurchschnitt noch 85,6 Euro pro Festmeter gezahlt wurden, waren es 2019 nur mehr 74,4 Euro. „Der Holzpreis befindet sich seit mehreren Jahren kontinuierlich auf Talfahrt. Wir brauchen aber das Niveau von 2013 bis 2015, um nachhaltig wirtschaften zu können. Die österreichische Forstwirtschaft ist am Verhungern“, sagt der Verbandspräsident.

Die Coronakrise verschärfe die Situation noch zusätzlich, und zwar sowohl in der Forst- als auch in der Landwirtschaft, sagt Zeno Piatti-Fünfkirchen, der Vizepräsident der Land- und Forstbetriebe. „Die Betriebe spüren die Handelshemmnisse und die Grenzschließungen besonders stark. Zusätzlich ist der Ackerbau mit längeren Lieferzeiten und Preisschwankungen bei Saatgut und Düngemittel konfrontiert. Und all jene Landwirte, die von der Gastronomie abhängen, kämpfen mit extremen Umsatzeinbußen. Andererseits fehlt es großflächig an Arbeitskräften.“

Das sei auch für die Forstwirtschaft ein riesiges Problem, ergänzt Montecuccoli. Denn das einzige, was gegen die rapide Vermehrung des Borkenkäfers und andere Schädlinge helfe, sei die Waldhygiene. Das heißt, befallene Bäume müssen identifiziert und umgehend gefällt werden. „Aber man kann nicht jemanden, der sich nicht gut mit schadhaftem Holz auskennt, im Wald arbeiten lassen“, sagt der Präsident. Doch mit Pessimismus allein ist bekanntlich noch nichts getan. Darum sprachen die beiden Repräsentanten der Land- und Forstbetriebe auch aus, was sie sich von Politik und Wirtschaft erwarten.

Entlastungen notwendig

Es brauche ein klares Bekenntnis der österreichischen Industrie, ausschließlich Holz aus heimischen Wäldern zu verwenden und nicht billigeres aus Tschechien zu importieren. Montecuccoli forderte auf, einen „Pakt zur Rettung des Waldes“ zu schließen. Mit den Mitteln eines Fonds, der mit einer Milliarde Euro für drei Jahre dotiert sein soll, könnten rasch Nasslager bewilligt und finanziert werden.

Unbedingt notwendig sei es auch,Flächen alternativ zur Gewinnung erneuerbarer Energien widmen und nutzen zu können, das Biomasseförderung-Grundsatzgesetz sofort zu verlängern – und freilich müsste auch die Land- und Forstwirtschaft steuerlich entlastet werden, sagte der Verbandspräsident.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2020)

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