Kolumne zum Tag

Unglaublich, wie viele Wörter mit C es gibt

„Ein Buhstabe auf meiner Tastatur geht niht mehr. Ratet mal, welher?“
„Ein Buhstabe auf meiner Tastatur geht niht mehr. Ratet mal, welher?“ (c) imago images/MiS (Cathrin Müller/M.i.S. via www.i)
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Dabei ging es gar nicht um Corona.

„Wie geht's dir?“, fragt die Kollegin am Telefon, und ich sage „gut“, und sie sagt, „guad hat's g'sagt und g'reat dabei“. Sie ist im Waldviertel aufgewachsen. Wir müssen dann beide über die so treffsichere wie trockene Bestandsaufnahme lachen. Egal, welche Form von Humor es ist, er ist sehr willkommen dieser Tage.

So bringt auch der Mailwechsel unerwartete Heiterkeit, in dem eine andere Kollegin schreibt: „Ein Buhstabe auf meiner Tastatur geht niht mehr. Ratet mal, welher? Ih kann ihn ja leider niht shreiben. Sahen gibts.“ „Du klingst plötzlich sehr Kärntnerisch“, lautet einer der Kommentare und warum wohl das „zeee“ plötzlich nicht mehr gehe? „Der Jakob war kurz im Zimmer und hat alles ruiniert“, ist die Antwort, und auf die besorgte Frage, ob Jakob der Mann oder der Sohn sei, müssen wir schon alle vor Lachen weinen. Alltag im Home-Office, wir lernen einander noch besser kennen.

Angesichts der Lockerungen hat sich einerseits eine gewisse Freude eingestellt, anderseits kommt die Erinnerung an Tschernobyl zurück, als das Schlimmste vorbei schien und manche Vorsichtsmaßnahmen über Bord geworfen wurden. Die Sonne schien, alles gedieh in schönster Üppigkeit, und auch wenn man es besser wissen sollte, holten wir Heidelbeeren aus dem Wald und sammelten kiloweise prachtvolle Steinpilze. Zu abstrakt schien die Gefahr.

Die Neigung, Dinge zu bagatellisieren, liegt in der menschlichen Natur. Dass dies heute nicht mehr so leicht geht wie 1986, liegt nicht nur am globalen Vernetztsein, sondern auch daran, dass die Wucht dieser Krise und das Ausmaß der Katastrophe den GAU damals zur Randnotiz macht.

Keine Angst haben, aber auf der Hut bleiben, lautet der Rat des Mediziners meines Vertrauens. Also lachen wir am Telefon und unter der Maske und freuen uns dennoch über jeden kleinen Scherz.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2020)

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