Leitartikel

Die Krise und das große Verarmungsexperiment

Es wird sich zeigen, dass ökonomische Schrumpfung nicht zu ein bisschen weniger Überfluss führt, sondern zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten.
Es wird sich zeigen, dass ökonomische Schrumpfung nicht zu ein bisschen weniger Überfluss führt, sondern zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten.(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
  • Drucken

Wir werden in den kommenden Monaten sehr unangenehm und hautnah zu spüren bekommen, was „Wachstumsverzicht“ wirklich bedeutet.

Wie immer man es auch betrachtet: Die Wirtschaft wird heuer wohl zweistellig schrumpfen, die Arbeitslosenzahl nach Auslaufen der Kurzarbeitsregelung in nie gekannte Höhen schnellen, fast jeder im ungeschützten Bereich wird (teilweise heftige) Wohlstandsverluste erleiden. Fast die Hälfte der Arbeitnehmer wird in den nächsten Monaten in irgendeiner Form (Kurzarbeitsgeld, Arbeitslosenhilfe, Mindestsicherung) vom Staat bezahlt. Also eine Art Grundeinkommen beziehen. Dafür wird das Klima, wenn auch nur kurz, „aufatmen“.

Was wir derzeit live erleben, ist ein Szenario, wie es uns vor allem linke Aktivisten und (soweit Antiglobalisierung und Renationalisierung betroffen sind) rechte Obskuranten seit Längerem als Ideallösung für die Probleme dieser Welt präsentieren: „Degrowth“ und Re-Regionalisierung. Abkehr vom „Wachstumswahn“ durch geplante ökonomische Kontraktion. Am Ende, so die gern erzählte Geschichte, werden wir damit den Kapitalismus überwunden haben und glücklich und zufrieden, ohne sinnlosen Überfluss, solidarisch in einer intakten Umwelt leben. Oder auch nicht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.