Distance Learning

Bildung in der Corona-Krise: Rasche Umstellung, selektive Verschiebungen

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Wie haben heimische Bildungseinrichtungen ihr Angebot in Zeiten des Lockdown aufrechterhalten? Drei Beispiele.

Home-Office statt Hörsaal, chatten statt persönlicher Kontakt – die Coronakrise hat das Studium beziehungsweise den Unterricht der heimischen Bildungsanbieter verändert, der binnen kurzer Zeit auf E-Learning umgestellt werden musste. „In manchen Studiengängen war E-Learning schon zuvor etabliert, manche haben jetzt aufgeholt“ sagt Sigi Kämmerer, Sprecher der FH Salzburg. Bei einer Gesamtanzahl von gut 76.000 Lehrveranstaltungsstunden pro Studienjahr habe die kurzfristige Umstellung während des laufenden Semesterbetriebs dennoch eine große Herausforderung bedeutet. Um die Lehrenden bestmöglich dabei zu unterstützen, seien von Anfang an entsprechende Schulungen angeboten worden. Diese umfassen das didaktische Konzept genauso wie einen Überblick über die technischen Möglichkeiten und Werkzeuge sowie Tipps zu deren Anwendung.

Die Herausforderung sei jedenfalls erfolgreich gemeistert worden, bestätigt Roland Palli, BWL-Master-Student im zweiten Semester. „Meine Vorlesungen wurden alle auf online umgestellt, auch die Prüfungen finden wie geplant statt“, erzählt er. Dank MS Team und Zoom würde auch die Arbeit in der Gruppe gut funktionieren. Ohne Ablenkungen ginge das Studium darüber hinaus effizienter vonstatten. „Aber natürlich ist es angenehmer, wenn man sich persönlich trifft, der soziale Kontakt fehlt mir schon“, sagt Palli.

E-Learning später beibehalten?

Trotz der positiven Erfahrungen wolle die FH Salzburg keine Fern-FH werden, sagt Kämmerer: „Wir bleiben eine Präsenzhochschule, anders wäre das bei einer angewandten Hochschule auch nicht sinnvoll.“ Studieren bedeute schließlich auch die Entwicklung von Social Skills, sozialer Interaktion, das gemeinsame Lösen komplexer Situationen sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit. Allerdings würden da und dort künftig einige der neuen Formate in den Normalbetrieb übernommen. „Die Evaluierung der aktuellen Lehrveranstaltungen zeigt sicher auf, wo Distance-Learning beziehungsweise E-Learning geeigneter ist. Vermutlich ist dies im Bereich der international ausgerichteten Studiengänge oder auch bei berufsbegleitenden Studiengängen eher der Fall“, sagt Kämmerer.

Einiges aus dem digitalen Studium mitnehmen will auch die Med-Uni Wien. Curriculumdirektor Gerhard Zlabinger hält aber ebenfalls den Peer-Austausch und persönlichen Kontakt für überaus wichtig. Die Umstellung des Curriculums sei trotz gewisser Vorerfahrungen mit E-Learning eine „sehr große Herausforderung“ gewesen, erzählt Zlabinger. „Wir mussten immer wieder zwischen Studienverzögerungen und Kompetenzaufbau abwägen.“ Daher sei beispielsweise der Stationenparcours, die Vorbereitung für das Famulaturpropädeutikum, auf den Sommer verschoben worden. Die Vorbereitung darauf erfolge derzeit virtuell. Auf zwei Schienen fährt auch die Anatomie: „Aktuell werden die Studierenden darauf mit einem virtuellen dreidimensionalen Modell vorbereitet. Die Praxis ist für die Sommermonate vorgesehen“, sagt Zlabinger. In Chemie hingegen seien die Übungen zur Gänze auf online umgestellt worden. „Wir haben entschieden, dass patientenorientierte Erfahrungen wichtiger sind. Jemand, der sich auf Labormedizin spezialisieren will, kann das später mit einer spezifischen Ausbildung tun“, sagt der Curriculumdirektor.

Prüfungen: Einlass als Nadelöhr

Bei den Prüfungen setzt die Med-Uni Wien ebenfalls sowohl auf Distanz als auch Präsenz. Während der Lernerfolg im Rahmen von Seminaren im Kleingruppenunterricht geprüft wird, sollen die Jahresprüfungen im Sommer als Präsenzveranstaltungen stattfinden. „Das Nadelöhr wird der Einlass sein, der entsprechend strukturiert werden muss. Das wird natürlich ein organisatorischer und logistischer Aufwand“, sagt Zlabinger.
Auch die Wiener Volkshochschulen haben rund 1000 laufende Kurse, meist Sprachkurse und solche aus dem Gesundheits- und Bewegungsbereich, auf online umgestellt, ebenso die laufenden Gratis-Lernhilfekurse der Förderung 2.0. „Weiters haben wir zusätzliche Kapazitäten für Schüler geschaffen, die bisher noch zu keinem Kurs angemeldet waren“, sagt Herbert Schweiger, Geschäftsführer der Wiener VHS.

Nicht online-affine Gruppen schulen

Kurse, in denen es viele ältere Teilnehmer gab, seien weniger auf digital umgestellt worden. In diesen Fällen werde der Kurs geschlossen und die Gebühr aliquot refundiert. „Eine Lehre aus der Krise wird sein, dass Wege gefunden werden müssen, nicht digitalisierungsaffine Gruppen im Umgang mit neuen Techniken zu schulen“, sagt Schweiger. Derartige Überlegungen habe es bereits vor der Coronakrise gegeben, die Umsetzung sei jedoch an fehlenden Mitteln gescheitert.

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