Neue Skyline in der Seestadt: das HoHo von RLP im Zentrum, links davon ein Wohnhaus von Querkraft.

Das Holzhochhaus in der Seestadt Aspern: Höhenwachstum auf dem Holzweg?

Die Vorarlberger wissen: In Holz bauen heißt, diszipliniert zu bauen. Den Versuch, diesem Material mit Wiener Schmäh mehr abzuverlangen, als es freiwillig hergibt, kann man in der Seestadt Aspern bewundern: das HoHo, ein Hochhaus in Holzbauweise.

Der Baustoff Holz erobert das Bauwesen. Gemessen an den Nutzflächen, erhöhte sich in Österreich der Anteil von Bauprojekten, bei denen mindestens die Hälfte der Konstruktion aus Holz besteht, von 14 Prozent im Jahr 1998 auf 24 Prozent im Jahr 2018. Voraussetzung dafür war nicht zuletzt die Veränderung der Bauordnungen, in denen sich eine tiefe Skepsis dem brennbaren Baustoff gegenüber manifestierte. Mit Projekten für Hochhäuser aus Holz versuchte die immer selbstbewusster auftretende Holzlobby schon früh, das Image ihres Baustoffs auf ein Niveau mit Stahl und Beton anzuheben. Bereits 2008 förderte die FFG im Rahmen der Förderungsschiene „Haus der Zukunft“ ein Forschungsprojekt mit dem Titel „8plus“, das unter Federführung des Architekten Michael Schluder die Voraussetzungen für Holzhäuser mit damals in Wien unvorstellbaren 20 Geschoßen auslotete. Wer heute mit einem Hochhausprojekt aus Holz in die Medien kommen will, muss höher zielen: Der Londoner Oakwood Tower wirbt mit 300 Metern, der Plyscraper in Tokio mit 350, wobei das Errichtungsdatum einigermaßen ehrlich mit 2041 angegeben wird. Die weltweit knapp 50 in Holz geplanten Hochhausprojekte, die derzeit fertiggestellt oder gerade in Bau sind, bewegen sich dagegen in der Größenordnung von 80 Meter Höhe und 20 Geschoßen.

Das nach der Geschoßanzahl mit 24 weltweit höchste und nach Metern mit 84 zweithöchste Projekt wird gerade in der Wiener Seestadt in Aspern fertiggestellt. Bauherr des „HoHo“ getauften Projekts ist die Cetus Projektentwicklung, die hier Büros, ein Hotel und Serviced Apartments errichtet. Die Architektur stammt von RLP Rüdiger Lainer und Partner, den mit dem Areal der Seestadt eine lange Geschichte verbindet. Von Lainer stammte der erste Entwurf für die Seestadt von 1993, und er war nach dessen Scheitern Teil der Jury, die 2005 den Ringstraßen-Plan von Erskine und Tovatt auswählte, nach dem sich die Seestadt bis heute entwickelt. Im Jahr 2012 gewann Lainer den städtebaulichen Wettbewerb für das „Seeparkquartier“, ein Filetstück des Projekts im Bereich der U2-Endstation. Der Entwurf sah vier in regelmäßigem Abstand gesetzte Punkthäuser an der Kante zum Seepark vor, dahinter einen dicht gewobenen Stadtraum mit weiteren Hochpunkten und einer Kette öffentlicher Plätze. Nicht nur die Geometrie erinnert an das Projekt von 1992, sondern auch die gleichmäßig verteilten Hochgaragen als Ausdruck eines Mobilitätskonzeptes, das selbst 25 Jahre später noch als fortschrittlich gelten darf.

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