Rund 1300 Kinder wurden im größten „Lebensborn“-Heim geboren.
Zeitgeschichte

Das NS-Entbindungsheim im Wienerwald

Das Heim Wienerwald des nationalsozialistischen Vereins „Lebensborn“ ist heute eine Ruine, ein düsterer Fleck in einem Seitental der Piesting. Historikerin Barbara Stelzl-Marx beleuchtet seine Geschichte nun erstmals im Detail.

„Na, servas“, kommentiert ein junger Mann das, was er mit seiner Handykamera festhält, in einem von zahlreichen YouTube-Videos aus dem Inneren des ehemaligen NS-Heims Wienerwald. „Unfassbar gruselig“, befindet ein anderer Bursche. Das verfallene Gebäude zieht seit Jahren nicht nur Abenteuerlustige, sondern auch Rechtsextreme an. Viele aufgesprayte Hakenkreuze zeugen davon. Die Gänge und Zimmer sind vermüllt, die Wände beschmiert, die Fenster eingeschlagen, Einrichtungsgegenstände demoliert.

Der heruntergekommene Komplex liegt, in der Landschaft versteckt, in der niederösterreichischen Ortschaft Feichtenbach. Das fünfgeschoßige Gebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Lungenheilanstalt von zwei jüdischen Ärzten errichtet und durchlebte in den darauffolgenden Jahren eine wechselvolle Geschichte. Einem düsteren Kapitel widmet sich jetzt ein vom Jubiläumsfonds der Nationalbank und dem Land Niederösterreich gefördertes Projekt der Historikerin Barbara Stelzl-Marx von der Universität Graz, die auch das Ludwig-Boltzmann-Institut (LBI) für Kriegsfolgenforschung leitet: die Nutzung des Sanatoriums nach dessen „Arisierung“ im Jahr 1938 als „Lebensborn“-Heim.

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