Interview

Herbert Föttinger: „Herr Kurz, sperren Sie die Josefstadt zu“

Herbert Föttinger: „Ich muss mich darauf verlassen können, am Bühnentürl nicht verhaftet zu werden.“
Herbert Föttinger: „Ich muss mich darauf verlassen können, am Bühnentürl nicht verhaftet zu werden.“Katharina F.-Roßboth
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Der Direktor des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger, fühlt sich von der Politik bevormundet und in seinen Freiheiten beschränkt. „Man sperrt uns ein! Ein furchtbares Gefühl“, sagt er. Wild entschlossen kämpft er dafür, „dass am Theater weiterhin alles möglich ist“. Von seinen Kollegen hätte er sich dabei mehr Loyalität erwartet.

Herbert Föttinger: Sie haben mich schon einmal interviewt, nicht?

Ja, hab ich. Sie haben mir damals gesagt, dass ich Sie so in Rage bringe.

Hab ich das? Warum? Aber das hat Sie eh nicht gestört.

Nein, hat es nicht. Aber zu Ihnen: Was haben Sie in den vergangenen Wochen Neues über die österreichische Seele erfahren?

Nichts. Dass die Österreicher sehr gehorsam sind, war mit klar. Sie waren immer schon sehr schnell bereit, Befehlen zu folgen, oder, um es mit der Zeit zu sagen: sich an neue Verordnungen und Erlässe zu halten. So war es 1933 und auch 1938, als das Parlament ausgeschaltet wurde. Im Grunde genommen hat jetzt alles noch besser funktioniert, nicht einmal militärische Mittel waren nötig, auch wenn die Miliz zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs einberufen wurde. Es standen zwar nirgendwo Panzer herum, aber ein bisschen Säbelrasseln hat man sich doch gegönnt. Das hat mich – wie gesagt – nicht überrascht, ich habe es nur zum ersten Mal selbst erlebt. Genauso wie ich jetzt zum ersten Mal erfahren habe, wie es ist, wenn einem die Freiheit entzogen wird. Ich kann nicht mehr tun, was ich will. Man lässt mich nicht nach Rom reisen! Vielleicht will ich da zwar gar nicht hin, aber selbst wenn, dürfte ich nicht. Man sperrt uns alle ein, ein furchtbares Gefühl. Es stehen ganz große humanistische Werte auf dem Spiel.

Die Gründe der Einschränkungen sind wohl heute nicht mit jenen von 1933 oder 1938 vergleichbar.

Mir ist völlig bewusst, dass unser aller Gesundheit auf dem Spiel steht. Es ist furchtbar, dass 250.000 Menschen an Corona gestorben sind. Die Frage ist nur, welche Maßnahmen gerechtfertigt sind, um mehr Tote zu verhindern. Und vor allem: Wie kommuniziert man sie? Es ist ein absolutes No-Go, die Menschen in diesem Land derart zu bevormunden. Die Politik glaubt entscheiden zu dürfen, was das Beste für uns ist, und entmündigt uns. Sie nimmt uns damit auch die Entscheidungsfreiheit. Maßnahmen gegen dieses Virus sind sicher gerechtfertigt, aber welche zwingend notwendig sind, muss man zumindest diskutieren dürfen.

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