Kinderzeitung

Es klappert, klopft und tiriliert!

In Rust wurden diese Woche schon die ersten Storchenbabys gesehen.
In Rust wurden diese Woche schon die ersten Storchenbabys gesehen.(c) Leander Khil
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Intensives Vogelgezwitscher ist der schönste Klang des Frühlings. Vogelexperte Leander Khil weiß, welche Vögel es derzeit in Gärten und Parks zu entdecken gibt.

Sie sind wieder da und sie haben auch schon Nachwuchs: die Störche. Es ist jedes Jahr ein Ereignis, wenn sie die Dächer der Häuser in Rust bevölkern. 20 Storchenpaare leben dort, sieben Jungvögel wurden bereits gesichtet. „Doch es ziehen schon lange nicht mehr alle Störche zum Überwintern in den Süden,“ erzählt Vogelexperte Leander Khil. „Wenn die Winter nicht so kalt sind, finden die Vögel auch hier Futter. Heuer konnten sie gut Feldmäuse jagen – es war ja kaum Schnee.“ Der Großteil der Störche begab sich allerdings schon auf die große Reise: Sie führt über den nahen Osten nach Afrika und ist anstrengend und gefährlich. „Im Libanon ist es leider eine Art Zeitvertreib, große Vögel vom Himmel zu schießen,“ sagt Khil.

Altes Vogel-Handwerk. In Österreich ist der Storchenbestand dennoch stabil: Rund 350 Paare gibt es, die meisten leben in Rust oder in Marchegg. „In Marchegg brüten die Störche sogar noch auf alten Bäumen, nicht auf Häusern. Das ist wie ein altes Handwerk, das diese Störche nicht verlernt haben.“ Was den Vogelbeobachtern in den letzten Jahren auffiel: Die Zugvögel kommen immer früher zurück. „Vögel sind Top-Indikatoren für den Klimawandel,“ sagt Khil. Er selbst ging schon als Kind mit seinen Eltern Vögel beobachten, heute ist es sein Beruf: Er leitet Vogelsafaris, forscht und schreibt Bücher über die Tiere. Meist ist er im Seewinkel unterwegs. „Dort leben viele Vogelarten, die es in Österreich sonst nirgends gibt.“ Den Stieglitz gibt es fast überall: Sein rotes Gesicht ist auffällig, die schwarz-gelben Flügel sind in der Luft ein Hingucker. „Der Stieglitz heißt auch Distelfink, weil er gerne Distelsamen frisst. Der Name Stieglitz kommt von seinem Ruf, der wie?stiegelit‘ klingt.“ Wie alle heimischen Vogelarten ist er gerade mit der Brut (er brütet in Bäumen) und Aufzucht der Jungvögel beschäftigt – eine sehr anstrengende Zeit für die Vogeleltern. Bis zu 100 Mal pro Tag müssen sie Futter für ihre Kinder heranschaffen. Daher ist es gut, wenn du sie jetzt unterstützt. „Futterstellen helfen den Altvögeln, ihren Energiebedarf zu decken. Auch Wasser ist jetzt wichtig, vor allem, wenn es so trocken ist,“ sagt Khil. Auf eines sollte man aber achten: Das Vogelhaus sollte nach dem Siloprinzip gebaut sein, also nicht so, dass die Vögel im Futter sitzen. Denn sonst verbreiten sich über den Kot Krankheiten.

Das Amselmännchen gehört zu den schönsten Sängern.
Das Amselmännchen gehört zu den schönsten Sängern.(c) Leander Khil

Ganz bodennah brütet hingegen das Rotkehlchen, das eigentlich keine rote Kehle, sondern eine orangene Brust hat. „Aber erst, wenn es fliegen kann. Die Jungvögel sind noch tarnfarben, weil sie so am Boden besser geschützt sind.“ Für alle Bodenbrüter sind Katzen jetzt eine große Gefahr: „Wenn man im Garten ein Nest hat, sollte man die Katze auf keinen Fall hinauslassen“, appelliert Khil. Die Sterblichkeit unter den Jungvögeln ist groß.

Ein Vogel, den man sehr häufig sieht, ist die Amsel mit ihrem schwarzen Federkleid und dem gelben Schnabel. „So sehen allerdings nur die Männchen aus. Die Weibchen sind braun mit braunem Schnabel,“ erklärt Khil. Amseln hüpfen oft auf der Wiese herum. „Dort picken sie Regenwürmer. Die sind ihre Hauptnahrung in der Brutzeit.“ Amseln verlassen ihr Nest sehr früh, sie sind streunenden Katzen daher besonders ausgeliefert. Amseln gehören zu den schönsten Sängern (hör dir doch ein YouTube-Video dazu an!), wie bei den allermeisten Singvögeln singt auch bei den Amseln nur das Männchen. Und auch nur im Frühling und Sommer. „Im März und April singen die Männchen, um Weibchen anzulocken. Das nennt man Balzgesang. Während der Brut und der Jungenaufzucht singen sie, um zu zeigen, dass das Revier besetzt ist. Im Sommer verstummen dann die meisten Vögel − um im kommenden Frühjahr wieder zu beginnen.“ Eine Ausnahme sind die Rotkehlchen. „Sie besingen auch im Winter ein Revier.“

Dornen halten Feinde fern. Ein sehr auffälliger Vogel, der auch in Gärten und Parks zu sehen ist, ist der Grünspecht. „Er ist mit seinem grünen Federkleid der bunteste Specht. Anders als der schwarz-weiße Buntspecht hackt er nicht im Holz herum. Er ernährt sich von Ameisen und ist daher auch oft am Boden zu sehen.“ Spechte sind keine Singvögel, der Ruf des Grünspechts klingt wie „ein lautes Lachen“. Hämmern tut der Grünspecht nur, um sich eine Bruthöhle zu bauen. Mit etwas Spürsinn kann man Männchen und Weibchen auseinanderhalten: „Das Männchen hat einen roten, das Weibchen einen schwarzen Bartstreif,“ erläutert Khil.

Wer im eigenen Garten Vögel beobachten möchte, kann etwas dafür tun: Etwa heimische Pflanzen setzen statt der so beliebten Thujen oder Buchsbäume. „Beerensträucher, Holunder, Schlehe, Wildrose, Pfaffenhütchen, Hartriegel oder Eberesche bieten sich an.“ Dornenbüsche (etwa ein dichter Rosenbusch) bieten sichere Nistplätze. „Da kommt keine Katze oder Krähe hinein.“ Ist das nicht möglich, bietet sich ein Nistkasten an. „Da sollte man einen für Meisen oder Spatzen wählen. Und ihn jedenfalls hoch genug aufhängen,“ so der Experte.

(c) Kosmos

Wusstest du schon, dass...

. . . die Coronazeit nicht mehr Vögel ins Land gebracht hat? In menschenleeren Parks oder Gärten konnten sie sich aber Platz zurückerobern. Wenn du noch mehr Vögel entdecken willst: Leander Khils Buch „Vögel Österreichs“ ist bei Kosmos erschienen.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2020)

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