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Günstiges iPhone – ein Oxymoron?

Das iPhone SE ist ein gelungenes Budget-Handy mit aktueller Hardware.
Das iPhone SE ist ein gelungenes Budget-Handy mit aktueller Hardware.(c) APA/AFP/Apple Inc./HANDOUT
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Apple wagt nach vier Jahren die Neuauflage des iPhone SE. Mit dem Smartphone spricht der Techkonzern eine Zielgruppe an, die sonst nicht zur Klientel zählt.

Es ist unser ständiger Begleiter und hat sich besonders in der Corona-Krise als Tor zur Außenwelt erwiesen: das Smartphone. Niemals war es leichter als heute in Kontakt zu bleiben. Facetime, SMS, WhatsApp, Zoom oder klassisch per Telefonie. Familie und Freunde sind immer nur einen Knopfdruck entfernt. Dabei sind die Hochglanzmodelle von Samsung, Huawei und Apple zu Luxusgütern mutiert, mit Preisen jenseits der 1000 Euro. Eine Dynamik, die maßgeblich durch Apple getrieben wurde. Umso überraschender ist es, dass das in Cupertino ansässige Unternehmen ein iPhone für weniger als 500 Euro auf den Markt bringt und beweist damit, dass preiswert und iPhone sich eben nicht widersprechen müssen.

Vier Jahre ist es her, dass Apple sein erstes „Special Edition“-iPhone, wofür die Abkürzung SE stehen soll, vorgestellt hat. Schon damals ging es nicht um technische Finesse und Innovationen, sondern vielmehr um ein leistbares iPhone ohne großen Schnickschnack. Im Prinzip ist das iPhone SE ein Hybrid aus dem Gehäuse eines iPhone 8, gemischt mit der Kamera des XR und aufgemotzt mit dem Prozessor des iPhone 11 (A13 Bionic).

Home-Button inklusive. Diese Mischung ist per se nicht schlecht. Lediglich die dicken Rahmen rund um das 4,7 Zoll große Display muten veraltet an. Dafür bekommen iPhone-SE-Kunden wieder einen Home-Button, inklusive integriertem Fingerprintsensor. Angesichts der nicht so recht funktionierenden Gesichtserkennung in neuen Geräten aufgrund der aktuellen Maskenpflicht  ist das eine willkommene Funktion aus alten Tagen. Doch nicht alles ist wieder mit an Bord. Der Klinkenstecker zum Anschließen von Kopfhörern fehlt auch hier.

Das Design ist gleich geblieben, inklusive abstehender Kamera auf der Rückseite. Ein optischer Fauxpas, den Apple seit jeher in Kauf nimmt. Das macht sich, wie auch bei der Konkurrenz, negativ bemerkbar, sobald man das Gerät am Tisch liegend bedienen will. Dafür ist die restliche Verarbeitung hochwertig. Typisch Apple.

Doch was ist dann eigentlich neu am iPhone SE (2020)? Im Prinzip ist es vergleichbar mit einem getunten Auto. Die Karosserie ist alt, aber unter der Haube wurde ordentlich geschraubt. Der verbaute Prozessor gepaart mit drei Gigabyte Arbeitsspeicher sorgen für eine ordentliche Leistung, die dem iPhone 11 in nichts nachsteht. Auch Onlinespiele stellen keine Herausforderung für das Gerät dar. Der kleine Bildschirm trübt dieses Erlebnis ein klein wenig. Aber das ist Geschmackssache.

Abstriche bei der Kamera. Die Akku-Kapazität ist gut, aber nicht überdurchschnittlich, was ebenfalls auf das kleinere Format zurückzuführen ist. Denn dementsprechend fällt die Batterie nun einmal kleiner aus. Über einen Tag kommt man aber locker.

Disclaimer

Spitzenleistungen darf man sich jedoch bei der Kamera nicht wünschen. Zwar spielt hier Apple normalerweise in der Oberliga, beim iPhone SE ist man nicht der Klassenprimus. Bei Tageslichtbildern muss es den Vergleich nicht scheuen, erst recht nicht in dieser Preisklasse. In der Nacht oder bei schlechten Lichtbedingungen verliert das iPhone SE seinen Glanz. Aufgrund des fehlenden Nachtmodus nicht sonderlich überraschend. Eine etwas enttäuschende Einsparung. Die Mischung aus altem Design mit aktueller Hardware ergibt ein iPhone, das auch für das kleinere Budget geeignet ist und daher besonders Android-Umsteiger interessieren könnte.Das iPhone SE wurde uns von A1 (Telekom Austria) für einen begrenzten Zeitraum zum Testen zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2020)

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