Politik und Wissenschaft

Wissen vermählt sich mit Macht: Geht das gut?

Es ist eine Ehre, Wissenschaftler zu sein. Was bisher nicht hieß, dass Politiker wirklich auf Forscher hörten. Das scheint sich nun rasant zu ändern.
Es ist eine Ehre, Wissenschaftler zu sein. Was bisher nicht hieß, dass Politiker wirklich auf Forscher hörten. Das scheint sich nun rasant zu ändern.(c) Corbis via Getty Images
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Zwischen dem ungleichen Paar hat es in der Geschichte weit öfter gekriselt als gefunkt. Jetzt erlebt es eine Art später Flitterwochen. Über eine immer noch heikle Beziehung, ihre Chancen und Gefahren.

Das waren noch Zeiten! Sultan Murad III ließ in Konstantinopel ab 1574 ein gewaltiges Observatorium bauen, auf Bitten und Drängen seines Hofastronomen. Dieser, Taqi al-Din, war einer der klügsten Köpfe seiner Zeit: Er erfand eine Dampfmaschine, baute Fernrohre und vermaß den Himmel exakter als seine abendländischen Kollegen Kopernikus und Tycho Brahe. Sein Sultan aber war weniger an den Bahnen der Himmelskörper interessiert als an seiner eigenen Zukunft. Was sagte denn das Auftauchen dieses großen Kometen voraus? „Tag und Nacht, ohne Essen und Rast“ versprach der Forscher an einer Prognose zu arbeiten, und verhieß schließlich Glanz, Wohlstand und die Eroberung Persiens. Stattdessen folgte eine Pestepidemie. Der verärgerte Herrscher ließ, angestachelt vom islamischen Klerus, die Sternwarte nach nur drei Jahren Betrieb kurzerhand niederreißen. Ja, das waren noch Zeiten.

Heute geht es nicht um Sterne, aber um neue Stars. Seit einigen Wochen radebrechen wir alle, in der Sprache einer uns fremden Wissenschaft, von Infektionsraten, Kurvenverläufen und Antikörpertests – und blicken ehrfürchtig zu jenen auf, die sich damit vorgeblich auskennen. Die Träger weißer Laborkittel erleben ihre historische Stunde.

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