Nachhaltig oder bequem – was gewinnt?
So mancher nutzte die Coronazeit für eine Nachdenkpause. Welche Werte werden künftig seinen Konsum bestimmen? Dieser Frage gingen Forscher der Uni Linz nach.
Fazit: Nachhaltigkeit wird wichtiger. Dem steht allerdings der Trend zur Bequemlichkeit entgegen. Für die wirft man gerne seine Werte, aber auch seine Datenschutzbedenken über Bord.
Ein Beispiel für das steigende Nachhaltigkeitsbewusstsein sind fix verbaute Handyakkus, die vom Nutzer nicht getauscht werden können. Durch Social Media wird das leicht publik, auch Greenwashing wird schwieriger. Konzerne müssten dann mit einem Boykott der Konsumenten rechnen. Auch den Mitarbeitern wird hier eine gewisse Macht zugestanden, die kommunizierten Firmenwerte mit Leben zu erfüllen. Das Vertrauen in Influencer sinkt, man glaubt eher Zertifikaten oder der Crowd.
Stress killt Moral
Den hohen ökologischen und sozialen Werteansprüchen steht allerdings die Bequemlichkeit entgegen. Fünf Minuten vor Ladenschluss kauft man eher ein Fertiggericht als regionales Gemüse und verwendet beim Putzen zeitsparende Einwegtücher statt waschbarer Lappen.
Das nächste Reizwort ist Einfachheit. Die Aufmerksamkeitsspanne der Kunden wird immer kürzer, die Konkurrenz ist nur einen Mausklick entfernt. Je leichter ein Produkt zu finden ist, desto besser verkauft es sich. Online-Anbietern wird empfohlen, ihren Webshop auf intuitive Benutzerführung und kompetente Beratung zu optimieren.
Datenkraken werden mehr
Ein Thema der kommenden Jahre wird der Datenschutz sein: Konsumenten wenden sich von standardisierten Massenprodukten ab und verlangen maßgeschneiderte Güter und Dienstleistungen. Das fördert das Datensammeln bei den Unternehmen. So negativ viele Datenkraken gegenüberstehen, so leichtfertig werfen sie diese Bedenken über Bord, wenn es bequemer ist. Einer Corona-Tracking-App steht man skeptischer gegenüber als einer Lauf-App, obwohl beide dieselben Bewegungen verfolgen.
Dass der Konsument ein widersprüchliches Wesen ist, zeigt auch Trend zur Geschwindigkeit: Trotz vorgeblicher Qualitätsansprüche verlangt der Verbraucher nach den neuesten Produkten, hier zählt Schnelligkeit mehr als Fehlerlosigkeit. Je höher der Software-Anteil an einem Produkt, desto schneller wird es auf den Markt gebracht. Mängel werden über Updates im Nachhinein behoben.
Die Studie „Qualität 2030“ wurde von Melanie Wiener vom Institut für Integrierte Qualitätsgestaltung der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) im Auftrag von Quality Austria erstellt. Dafür wurden Trendreports analysiert, Workshops mit namhaften Unternehmen veranstaltet und Zukunftsforscher interviewt.