Für Zeiten wie diese

Viel mehr als „ein Tier, das man tanzen gelehrt hat“

Magier Roy Horn mit einem Tigerbaby in seinem Haus in Las Vegas, 2008.
Magier Roy Horn mit einem Tigerbaby in seinem Haus in Las Vegas, 2008.(c) REUTERS (Steve Marcus)
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Anlässlich des Todes des Zauberkünstlers und Dompteurs Roy Horn: Ein Plädoyer für die Artistik, die Körper-, die Zirkuskunst.

Roy Horn vom Magierduo Siegfried & Roy ist tot, gestorben an den Corona-Folgen, nicht am Biss jenes Tigers, der ihn vor 17 Jahren so schwer verletzt hatte. So berichteten es die Zeitungen. Viel mehr war nicht zu lesen: Artistik eben, bloß ein populärkulturelles Phänomen, Neuauflage der ludi circenses. Nicht immer wurde das so gesehen. Kein Geringerer als Walter Benjamin hat die Körperkunst gefeiert. „Selbst dem Borniertesten“, schrieb er, „muss aufgehen, um wieviel näher am Wesentlichen, am Wunder, gewisse physische Leistungen stehen als die Phänomene der Innerlichkeit.“

Auch wenn es kränkt: Keine Theater- oder Opernkritik wird mit so viel atemloser Spannung verfolgt wie der Sprung einer Trapezartistin in die Arme ihres Fängers. Keine noch so elegante Formulierung erregt so viel Bewunderung wie ein Palmierer, der Karten verschwinden lässt und wieder herbeizaubert.

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