Virale Mathematik

Wie eine Grafik den Blick auf Covid-19 trübt

Wieso glauben manche sonst vernünftige Menschen, dass Covid-19 auch ohne Maßnahmen zurückgegangen wäre? Die verbreitete Darstellung der Reproduktionszahl könnte diese Idee gefördert haben.

Das Virus Sars-CoV-2 existiert, ist im Jahr 2019 von Tieren auf Menschen übergesprungen und ist Auslöser der Krankheit Covid-19, die derzeit als Pandemie grassiert: Auf diesen Minimalkonsens können sich wohl alle vernünftigen, nicht zu Zwangsoriginalität neigenden Menschen einigen. Es hat sich hoffentlich auch schon durchgesprochen, dass der Einwand, man wisse doch schon länger von Coronaviren und habe sich bisher nicht vor ihnen gefürchtet, auf einer begrifflichen Verwechslung beruht, die leicht aufzuklären ist: Ja, Coronaviren sind eine altbekannte Familie von Viren, doch Sars-CoV-2 ist ein neuer Vertreter dieser Familie, der offensichtlich besonders unangenehme Eigenschaften (entwickelt) hat.

Was wundert, ist, dass so viele sonst vernünftige Menschen derzeit die Ansicht vertreten, dass die in vielen Ländern und auch in Österreich zur Eindämmung von Covid-19 erfolgreich ergriffenen Maßnahmen überflüssig gewesen seien. Diese Menschen argumentieren wie ein Krebspatient, der durch eine Chemotherapie von seiner lebensbedrohlichen Krankheit geheilt werden konnte und nun seinen Arzt tadelt: „Wieso haben Sie mir eine so unangenehme Therapie verschrieben? Sie haben sich ganz offenbar geirrt! Der Krebs war gar nicht so schlimm, er ist bereits verschwunden!“

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Außen Spikes: Sars-CoV-2 unterm Elektronenmikroskop. [ Reuters ]Außen Spikes: Sars-CoV-2 unterm Elektronenmikroskop. [ Reuters ]
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