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Ryanair plant Neustart - Laudamotion steht weiter infrage

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Der Lauda-Mutterkonzern will 40 Prozent der regulären Flügewieder durchführen und 90 Prozent der Strecken von vor derCoronakrise abdecken.

Die irische Laudamotion-Mutter Ryanair plant einen Neustart per 1. Juli. Der Billigflieger will nach dem erhofften Ende der Coronavirus-Flugpause mit fast 1000 Flügen täglich abheben. Damit sollen aus dem Stand 40 Prozent der Linienflüge wieder aufgenommen und 90 Prozent des Streckennetzes bedient werden, wie die Fluggesellschaft am Dienstag mitteilte. Für Laudamotion gilt das nicht.

Bei der österreichischen Tochter droht Ryanair-Chef Michael O'Leary weiter, mit Ende Mai die Basis in Österreich zu schließen, wenn die Gewerkschaften weiterhin Verhandlungen verweigern sollten. Zudem soll Laudamotions Flotte von 30 Airbus-Flugzeugen schrumpfen und in den kommenden Jahren durch Boeing-Maschinen ersetzt werden. Alle Bestellungen für die nächsten zwölf Monate wollen die Iren stornieren.

Wien wird nicht verlassen

"Wir haben Flugzeuge, die in den nächsten zwölf Monaten ausgeliefert werden sollen, und wir werden fast alle diese Lieferungen stornieren", sagte O'Leary in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich denke, Lauda wird eine Flotte von ungefähr 30 Airbus-Flugzeugen haben - wir würden diese Airbus wahrscheinlich in den nächsten Jahren durch Boeing ersetzen", sagte er, unter der Bedingung, dass Ryanair in den Verhandlungen mit Boeing über eine Entschädigung für die Verzögerungen bei der Auslieferung des 737 MAX "ein akzeptables Ergebnis" erzielt.

Am Ryanair-Neustart werde sich die österreichische Tochter Lauda nicht mit einem Volumen von 40 Prozent beteiligen, sagte Laudamotion-Geschäftsführer David O'Brien zur dpa. Hintergrund seien Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft vida. Derzeit gebe es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Lauda geschlossen werde, so der Manager. Heuer seien zunächst ab Juli Flüge in Düsseldorf und Stuttgart geplant.

Ryanair hat in den vergangenen Wochen mehrmals betont, dass man Wien selbst bei Auflassung der Lauda-Basis nicht verlassen werde. "Die Strecken von Lauda werden dann mit Wetlease-Flugzeugen von Buzz, Malta Air und Ryanair bedient und die Airbusse auf andere Bases verlegt", sagte O'Brien vor zwei Wochen. In Wien sind zur Zeit zwölf Airbus A320 von Lauda und drei Boeing 737-800, betrieben von Ryanair, stationiert.

Derzeit kaum Buchungen

Derzeit bietet Ryanair, Europas größter Billigflieger, gerade noch 30 Flüge täglich an. Der Neustart im Juli steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Reisebeschränkungen innerhalb der EU aufgehoben werden und die Flughäfen Gesundheitsvorkehrungen gegen Covid-19 treffen. "Nach vier Monaten ist es an der Zeit, Europa wieder zum Fliegen zu bringen", erklärte Ryanair-COO Eddie Wilson. Freunde und Familien müssten sich wieder besuchen können, Beschäftigte an ihre Arbeitsplätze zurückkehren und die von der Coronakrise schwer getroffene Tourismusindustrie wieder hochfahren.

In der Schengen-Zone mit ihren 26 europäischen Ländern, in denen in normalen Zeiten die Grenzen nicht kontrolliert werden, gelten momentan in mindestens 17 Ländern Reisebeschränkungen wegen der Pandemie. Dabei gab es unter den EU-Staaten keine Koordination. Die EU-Kommission drängt nun darauf, dass sich die Mitgliedstaaten abstimmen, um die Abschottung schrittweise aufzuheben. Erst dann könne auch die EU-Außengrenze wieder geöffnet werden, die zumindest noch bis Mitte Juni für nicht notwendige Einreisen geschlossen ist. Zu Einzelheiten einer Lockerung will die EU-Kommission am Mittwoch einen Vorschlag machen.

Ryanair erklärte weiter, ab Juli sollten die meisten der 80 Basen den Flugbetrieb wieder aufnehmen. Die Frequenz auf den Hauptstrecken werde zunächst niedrig sein, denn die Flugzeuge sollten auf möglichst vielen Strecken wieder abheben statt nur wenige Verbindungen mit hoher Frequenz zu bedienen. O'Leary sagte zu Reuters, derzeit gebe es kaum Buchungen. Doch es habe sich genug Nachfrage aufgestaut, um im Juli und August 50 bis 60 Prozent der Sitzplätze zu füllen.

Die AUA-Lufthansa kündigte vergangene Woche den Start eines regulären Flugplans für Mitte Juni an, nannte aber keine Zahl für die geplanten Flüge. Die AUA selbst wartet noch ab und "beobachtet" die Lage, wie es hieß. Sowohl die Lufthansa als auch die AUA hängen noch in der Luft. In Deutschland und auch in Österreich soll der Staat einspringen. Vom österreichischen Steuerzahler will die AUA 767 Mio. Euro, um nicht pleitezugehen.

Maskenpflicht an Bord

Ryanair stellte am Dienstag einen Katalog mit Hygienemaßnahmen vor, durch die die Ansteckungsgefahr auf Flügen gebannt werden soll. Die Kunden sollen weniger Gepäck aufgeben, online einchecken und Bordkarten auf das Smartphone laden. Beim Betreten des Flughafens soll die Körpertemperatur kontrolliert werden. Die Menschen sollen Abstand halten, wo immer möglich. Die Flugzeuge werden mit Desinfektionsmittel gereinigt. Für Passagiere und Crews soll künftig Maskenpflicht gelten. Schlangestehen vor der Flugzeugtoilette wird untersagt. Die Flugbegleiter lassen die Passagiere auf Anfrage zur Toilette gehen. Die Fluggäste sollen außerdem Formulare ausfüllen mit Angaben zu Aufenthaltsdauer und -ort. Die Daten werden an die EU weitergeleitet, damit gegebenenfalls Quarantänevorschriften überwacht werden könnten. Eine Vorschrift, den mittleren Platz freizulassen, lehnt Ryanair ab. Die Idee sei in der EU schon gestorben, sagte O'Leary.

Den Plan der britischen Regierung, für Einreisende aus allen Ländern - abgesehen bisher von Frankreich und Irland - eine 14-tägige Quarantänepflicht zu verhängen, nannte Ryanair-Chef Michael O'Leary in der BBC "idiotisch". Das sei nicht umsetzbar und werde voraussichtlich auch nicht befolgt.

(APA/dpa)

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