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Die Trump-Uhr am Times Square und ein Eklat im Rosengarten

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Eine Uhr in New York zählt die Toten, für die der Präsident verantwortlich sein soll. Im Weißen Haus gilt neuerdings Maskenpflicht - aber nicht für den Präsidenten. Anthony Fauci warnt vor rascher Öffnung.

Die Pressesprecherin Kayleigh McEnany und weitere Mitarbeiter Donald Trumps, die von den Kolonnaden des Weißen Hauses das Pressebriefing des Präsidenten im Rosengarten beobachteten, hatten Schutzmasken aufgesetzt – ebenso wie die Reporter. Nachdem die Infektion Katie Millers, der Pressesprecherin des Vizepräsidenten Mike Pence und Frau des Trump-Beraters Stephen Miller, Alarm in den engen Fluren und Bürozellen im West Wing ausgelöst hat, gilt neuerdings Maskenpflicht im Weißen Haus.

Nur der Präsident und sein Vize ignorieren die Richtlinien mit dem Argument, sie würden ohnehin täglich getestet. Beobachter wundern sich ohnehin, dass Donald Trump und sein Stellvertreter in der Coronakrise nicht längst voneinander abgeschirmt sind.

„Ich habe Angst, zur Arbeit zu gehen“, hatte Kevin Hassett, ein Wirtschaftsberater des Präsidenten, kürzlich gesagt. Trump betonte indessen, alles sei unter Kontrolle. Doch er ist zunehmend frustriert von der Lage, der rapide steigenden Arbeitslosenrate und der Zunahme der Corona-Fälle.

Österreich als Modell

„Wir führen weltweit bei den Tests“, prangte auf einem Banner während der Pressekonferenz, die einen Eklat auslöste. Wie sich herausstellte, hinken die USA im Pro-Kopf-Vergleich indes hinter Island, Deutschland, der Schweiz oder Kanada hinterher. Laut Bloomberg News dient der Trump-Regierung zudem Südkorea, Singapur und Österreich als Modell für eine Öffnung der Wirtschaft.

Die chinesischstämmige Korrespondentin des TV-Senders CBS und ihre CNN-Kollegin hakten nach und stellen die Behauptung Trumps infrage. Daraufhin drehte der Präsident sich um und brach das Pressebriefing abrupt ab.

Noch mehr ärgern wird er sich freilich über eine sogenannte „Trump-Todesuhr“ am New Yorker Times Square, nur wenige Blocks vom Trump Tower entfernt. Die Digitalanzeige weist – analog zur Schuldenuhr am Union Square – die Todesopfer der Epidemie in den USA aus.

Zugrunde liegt die absolut willkürliche Hypothese, dass das zögerliche Krisenmanagement Trumps für 60 Prozent der Todesfälle verantwortlich ist. Initiiert und installiert hat die „Trump-Uhr“ der Dokumentarfilmer Eugene Jarecki, der sich in seinen Filmen mit Henry Kissinger, Ronald Reagan, Elvis Presley und dem Pentagon beschäftigt hat.

Virtuelles Senatshearing

Am Dienstag richtete sich die Aufmerksamkeit dann auf ein virtuelles Senatshearing zur Coronakrise. Dabei drohte weiteres Ungemach durch Aussagen der Top-Immunologen und Trump-Berater Anthony Fauci und Robert Redfield. Beide hatten sich nach zwei Corona-Fällen im Weißen Haus in Quarantäne begeben. Im Vorfeld warnte Fauci per E- Mail bereits vor einer vorschnellen Öffnung und der Gefahr eines neuen Corona-Ausbruchs. Dies würde nur „unnötigen Tod und Leid“ verursachen.

Dies wird die Kontroverse über die Aufhebung der Beschränkungen anheizen. In Michigan sperrten die ersten Fabriken nach wütenden Protesten auf, und New York geht daran, am Freitag ländliche Regionen des Bundesstaats zu öffnen – nicht aber New York City.

„Warten bis zum 3. November“

Auch in Pennsylvania forderten republikanische Politiker den demokratischen Gouverneur Tom Wolf zum Aufsperren der Wirtschaft auf. Die Corona-Fälle konzentrieren sich auf den Großraum Philadelphia, nicht auf Landkreise, wo etwa die Amish zu Hause sind.

Der Präsident feuerte via Twitter Salven auf die Demokraten: „Die großartigen Menschen in Pennsylvania wollen jetzt ihre Freiheit. Die Demokraten verzögern es. Wenn es nach ihnen geht, würden sie bis zum 3. November warten.“ Es ist das Datum der Präsidentenwahl.

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