Besserung

Arbeitslosigkeit: Ist das Schlimmste schon vorbei?

Die Geschäfte sind wieder offen. Viele Mitarbeiter sind aber immer noch zu Hause.
Die Geschäfte sind wieder offen. Viele Mitarbeiter sind aber immer noch zu Hause.REUTERS
  • Drucken

Seit Mitte April sinkt die Zahl der Jobsuchenden wieder. Aber die Erholung kommt nicht überall gleichermaßen an. Ein Großteil des kleinen Job-Booms könnte schon nach dem Sommer wieder zu Ende sein.

Die verordnete Vollbremsung der Volkswirtschaft beschert Österreich die schwerste Jobkrise seit Ende des zweiten Weltkriegs. Mit elften Mai waren immer noch 1,8 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet oder befanden sich in Kurzarbeit. Dennoch will die Bundesregierung erste Signale der Besserung erkennen: Seit dem bisherigen Höhepunkt der Arbeitslosigkeit am 13. April sank die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer nämlich um 39.000 auf knapp 550.000 Personen. Das „Abflachen der Kurve“ mache Mut für die nächste Phase, das „Comeback Österreichs“, sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. Aber geben die Zahlen wirklich Anlass zur kollektiven Erleichterung?

Ganz abgesehen davon, dass immer noch 198.000 Menschen mehr auf Jobsuche sind als vor einem Jahr, kommt die Erholung nur in ausgewählten Branchen an: Den Löwenanteil aller neu besetzten Stellen lieferte mit 25.000 die Baubranche. Sie profitiert nicht nur von den jüngsten Lockerungen, sondern auch vom besseren Wetter. Unterm Strich sind in der Hochsaison der Baubranche nur noch 31.000 Bauarbeiter beschäftigungslos. Nach dem Sommer wird das deutlich anders aussehen.

Länger kurz arbeiten?

Drastischer die Situation im Tourismus, wo viele Betriebe im Mai noch nicht aufsperren dürfen. Hier sind weiter 112.000 Personen auf arbeitslos und weiter 100.000 in Kurzarbeit. Auch im Handel hat sich die Öffnung der Geschäfte noch nicht wesentlich in der Statistik niedergeschlagen. 67.500 Menschen suchen einen Job im Handel, 295.000 Handelsangestellte sind weiterhin in Kurzarbeit. Mehr sind es mit 342.000 nur im produzierenden Sektor.

Die Frage, ob Österreichs Arbeitsmarkt bereits am Weg der Besserung ist, hängt auch davon ab, wie es mit diesem Instrument weitergeht. Auch hier scheint der Großteil der Anmeldungen bereits erreicht. Doch fraglich ist, ob die Unternehmen schnell genug wieder auf die Beine kommen, um alle Beschäftigten nach Ende der maximalen Bezugsdauer von sechs Monaten wieder langfristig zu beschäftigen. Alle Oppositionsparteien fordern eine Verlängerung des Kurzarbeitsmodells. Aschbacher wollte sich diesbezüglich nicht festlegen, bestätigte aber Gespräche mit den Sozialpartnern über die künftige Ausgestaltung der Kurzarbeit.

Damit ist sie in Europa nicht alleine. Nach einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung setzen viele Staaten auf Kurzarbeit, um die historisch hohe Arbeitslosigkeit durch die Corona-Pandemie einzudämmen. In der Schweiz, Frankreich und Italien sei arbeite jeder zweite Beschäftigte kurz. Einige haben ihre Programme bereits verlängert. Großbritannien verkündete etwa am Dienstag, das britische Modell vier weitere Monate zu finanzieren. Viel länger will London die Belastung aber nicht mehr stemmen. In Österreich sind 9,5 Milliarden der budgetierten zehn Milliarden für Kurzarbeit bereits verplant. Ausgezahlt wurden bisher nur 127 Millionen Euro. Die Betriebe müssen also vorerst die Zahlungen an ihre Mitarbeiter vorschießen.

Sanktionen kommen zurück

Ab Mitte Mai soll ein weiterer Faktor die Entspannung am Arbeitsmarkt festigen: Das AMS nimmt die Jobvermittlung wieder in größerem Umfang auf. Bisher seien persönliche Vorstellungstermine kaum möglich gewesen, so Aschbacher. Darum hätten Personen, die sich arbeitsunwillig zeigen, vorübergehend keine Sanktionen zu fürchten gehabt, nahm sie zu einem „Presse-Bericht“ Stellung. Auch das soll sich ändern. Sobald es wieder Vorstellungsgespräche gebe, gehe man „zurück zur alten Regelung“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.