Kein Land wurde so stark vom Coronavirus getroffen und auch an den Nachwirkungen dürfte das Land noch lange leiden. Eine Bestandsaufnahme.
Nach Wochen des Hausarrests dürfen sich die Italiener jetzt freier bewegen. Ab kommender Woche sperren auch wieder mehr Geschäfte. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück in ein normales Leben.
Doch der Begriff „normal“ ist in Italien dieser Tage relativ, denn das Land hat sich während des Lockdowns verändert: Den Bürgern steckt der Schock über die Heftigkeit, mit dem das Coronavirus das Land heimgesucht hat, noch tief in den Knochen. Zudem werden jetzt erst die heftigen wirtschaftlichen Folgen des radikalen Shutdowns – Italien hat so gut wie seine gesamte Produktion heruntergefahren – werden jetzt erst sichtbar.
Die bereits vor der Corona-Krise schwächelnde drittgrößte Euro-Volkswirtschaft wurde durch die Pandemie in die Knie gezwungen, viele Betriebe müssen schließen, Rekord-Arbeitslosigkeitsraten und Armut drohen. Unklar ist, was aus Italien wird. Hier die größten Schwachstellen des „europäischen Patienten“:
Das Virus
Mehr als 219.000 Menschen haben sich mit dem Virus angesteckt, über 30.000 sind am ihm gestorben. Lange war Italien das von der Pandemie am stärksten getroffene Land der Welt nach China, inzwischen wurde es in der traurigen Toten-Statistik von den USA und Großbritannien überholt. Die Hälfte der Todesopfer in Italien verzeichnete die norditalienische Region Lombardei. In Bergamo, der Provinz, die am stärksten betroffen war, starben im März sechs Mal so viele Menschen wie in den Jahren zuvor. Auch war Italien das erste Land in Europa, in dem die Epidemie grassierte – und somit der erste EU-Staat, der ein Lockdown verhängte. Doch die Pandemie ist noch lange nicht ausgestanden. In der Lombardei sterben weiterhin täglich Dutzende Menschen, mehr als 30.000 sind noch infiziert. Trotzdem öffnen auch in dieser Region immer mehr Geschäfte und Unternehmen. Rom warnte bereits: Steigen die Zahlen, wird wieder abgeriegelt.