Absturz

Verbund droht Ergebniseinbruch

Der Fall der Strompreise und das trockene Wetter treffen den teilstaatlichen Verbund schon im ersten Quartal mit voller Wucht. Der Wasserkraftkonzern muss seine Ziele für 2020 über Bord werfen.

Wien. Anfang März schwebte Österreichs größter Stromversorger Verbund noch in anderen Sphären: Der Konzerngewinn war eben erst um ein Drittel auf 555 Millionen Euro gestiegen, die Welt dürstete nach der sauberen Elektrizität des teilstaatlichen Wasserkraftproduzenten , an der Börse hielt sich das Unternehmen auch bei sinkendem Strompreis nahe dem Rekordhoch.

Dann kam Corona in Europa an und brachte das plötzliche Aus für weite Teile der Wirtschaft, beschleunigte den Kollaps der Ölpreise und riss auch die Preise für Strom und CO2-Zertifikate nach unten. Zudem blieb der Regen aus, die 128 Verbund-Wasserkraftwerke lieferten im ersten Quartal zwölf Prozent weniger Strom als im Vorjahresvergleich. All das hinterlässt Spuren in der Bilanz des Versorgers: Trotz leicht gestiegenem Umsatz sank das operative Ergebnis in den ersten drei Monaten des Jahres um 4,9 Prozent auf 331 Millionen Euro, der Konzerngewinn schrumpfte um zwölf Prozent auf 156,5 Millionen Euro.

Die Corona-Delle kommt noch

Wohlgemerkt, das sind die Zahlen für Jänner bis März. Die große Corona-Delle steht auch dem Verbund noch bevor. Seit März ist der Stromverbrauch in Österreich, wo das Unternehmen 53 Prozent seines Stroms absetzt, um rund 15 Prozent gesunken. Ein Anspringen der Nachfrage ist trotz erster Lockerungen noch nicht zu bemerken. Auch in Frankreich und Deutschland, den anderen großen Absatzmärkten des Konzerns, ist die Situation ähnlich. Zudem folgte dem trockenen Winter auch ein trockener Frühling. Das Unternehmen kann sich also keine allzu großen Sprünge bei der Stromproduktion erwarten.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen strich das Unternehmen am Mittwoch seine bisherigen Ziele für das Gesamtjahr 2020 zusammen. Ein Ergebnisrückgang wird demnach nur schwer zu verhindern sein. Das Konzernergebnis soll sich nach 555 Millionen Euro im Vorjahr nun zwischen 470 und 560 Millionen Euro einpendeln.

Ursprünglich hatte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber mit einem Gewinnsprung auf bis zu 630 Millionen gerechnet. Eine Dividende soll es für heuer dennoch geben. Der Verbund will 40 bis 50 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses ausschütten. Die Anleger nahmen die Gewinnwarnung schlecht auf. Die Aktie verlor im Tagesverlauf bis zu drei Prozent.

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