Ulrike Lunacek wird aus der Kulturszene heftig kritisiert und dementierte zuletzt gar Rücktrittsgerüchte. Nun hat sich ihre die grüne Kultur-Expertin Eva Blimlinger zu Wort gemeldet.
Dass die Grünen Ulrike Lunacek den Posten der Staatssekretärin für Kunst und Kultur gaben, sorgte im Jänner bei einigen für Verwunderung. Lunacek ist ausgewiesene Europa-Expertin und hatte sich bis dahin keinen Namen in der Kulturszene gemacht. Aus anfänglicher Skepsis wurde in Teilen der Kulturbranche Ablehnung, Lunaceks Agieren in der Coronakrise wurde heftig und ausdauernd kritisiert. Dienstagabend dementierte die Grüne gar Rücktrittsgerüchte. Nun meldet sich die Kultur-Expertin Eva Blimlinger, die lange Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien war, zu ihrer Partei-Kollegin und der Postenbesetzung zu Wort.
Blimlinger gibt zu, sich geärgert zu haben, als Lunacek ihr vorgezogen wurde. „Ich habe mich geärgert, das verhehle ich nicht. Ich hätte den Job gern gemacht. Und das habe ich laut gesagt."
sagte Blimlinger den Magazin „Woman“, das am kommenden Mittwoch, dem 20.Mai erscheint. Sie kann die Kritik an Lunacek verstehen: „Ich sehe das auch ein bisschen so. Sie kommt nicht aus dem Kulturbereich. Als sie Anfang des Jahres startete, konnte sie sich aber sehr schnell einarbeiten“, so Blimlinger. „Sie bemüht sich sehr.“
Zu den Gerüchten, Lunacek würde kurz vor der Ablöse stehen, wollte sich Blimlinger nicht äußern. Zur Rolle von Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler sagte sie: „Wenn wir den Vizekanzler noch mehr in die Pflicht nehmen, dann wird das schon.“
Konkret würde Blimlinger an den Schließungen derzeit „nichts ändern", aber "es braucht konkrete Konzepte, damit wieder geprobt und gedreht werden kann". Und zur viel kritisierten gemeinsamen Pressekonferenz: „Wir wissen alle, dass das keine glückliche Pressekonferenz war. Ich verstehe die Wut und Verzweiflung der Künstlerinnen und Künstler. Diese Unsicherheit ist schwierig auszuhalten. Sie brauchen Planbarkeit."
Kritik auch an Kogler
Zuletzt hatte auch Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder Kogler kritisiert, der formell die Agenden Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport verantwortet. "Ich stimme nicht in das Bashing gegen die Frau Staatssekretärin ein, weil ich den Vorwurf der kulturellen Inkompetenz und der politischen Schwäche für ungerecht empfinde angesichts der Verantwortlichkeit des Ministers", sagte Schröder.
Mit 15. Mai können Museen und Ausstellungshäuser unter bestimmten Rahmenbedingungen wieder aufsperren. Die Veranstalter der größeren und kleineren Sommerfestivals sowie Theater-, Oper- und Konzerthäuser urgieren seit Wochen Regelungen, unter denen Proben- und Vorstellungsbetrieb künftig erlaubt ist.
Lockerungen in der Kultur angekündigt
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat bezüglich weiterer im Bereich von Kulturveranstaltungen im Interview mit oe24.TV "bis zum 29. Mai einen zweiten größeren Schritt" angekündigt. Dabei werde es etwa um "kleine und mittlere Theateraufführungen und Ähnliches mehr" gehen - allerdings "unter geschützten Rahmenbedingungen".
Es werde "gar nicht so einfach sein, Lösungen zu finden, etwa für Filmschaffende bei großen Filmproduktionen. Oder auch Lösungen für Chöre zu finden. Mein Ziel ist aber: Schaffen wir es - und da bin ich mir mit Ulrike Lunacek einig -, dass über den Sommer kleine und mittlere Veranstaltungen möglich werden, die im Sitzen stattfinden, und wo man einen Abstand schaffen kann. Und daran arbeiten wir. Ich hoffe, dass dann die Kulturschaffenden wieder zufrieden sind."
Er verstehe die Kritik der Kulturschaffenden, ersuche aber "um Verständnis, dass wir nicht alles gleichzeitig machen können. Der Gesundheitsschutz ist eben erste Priorität. Davon ausgehend wollen wir unser Leben schrittweise wieder normalisieren. Dazu gehört ganz zentral der Kulturbereich", so Anschober auf oe24.TV.
Rettungsschirm gefordert
Unterdessen fordert eine neue Onlinepetition einen "Rettungsschirm für Kreative und Künstler_innen!". In der vordersten Reihe finden sich neben dem Perkussionisten Martin Grubinger auch die Schauspieler Erwin Steinhauer und Adele Neuhauser sowie SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda. Es brauche "klare und realistische Vorgaben für den Kulturbetrieb" und keine Benachteiligungen gegenüber anderen Branchen. Insgesamt haben sich bis Dienstagvormittag über 3.800 Unterzeichnende der Petition angeschlossen.
In eine ähnliche Kerbe schlugen auch die Literaturhäuser Österreichs, die sich mit einem Offenen Brief an Kogler und Lunacek wandten. Die aktuelle Situation sei für den literarischen Betrieb eine Katastrophe, weshalb man Planungssicherheit "zum jetzigen Zeitpunkt" einforderte. "Wir planen jetzt unser Herbstprogramm, wir müssen jetzt wissen, wann und unter welchen Bedingungen wir unser wichtiges und notwendiges Angebot, die Begegnungen und Veranstaltungen unserem Publikum wieder anbieten können." Dass die Literaturveranstaltungen in der kulturpolitischen Diskussion bisher nicht berücksichtigt wurden, bereite den Literaturhäusern "große Sorgen".
(Red./APA)