Nahost

Ex-Armeechef Aschkenasi wird neuer Außenminister Israels

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FILES-ISRAEL-POLITICS-DIPLOMACYAPA/AFP/JACK GUEZ
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Wichtiger Schritt bei Formierung der neuen Einheitsregierung gelungen. Der neue Chefdiplomat Israels ist ein kampferfahrener Haudegen mit Erfahrung auch bei Spezialeinsätzen.

Der ehemalige israelische Generalstabschef Gabi Aschkenasi wird der Außenminister der neuen Einheitsregierung Israels. Der 66-Jährige wird am Donnerstag vereidigt, erklärte seine Partei, die Liste Blau-Weiß von Ex-Armeechef Benny Gantz, am Mittwoch.

Im Vorfeld seiner Ernennung habe der künftige Minister bereits Gespräche mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo geführt, der am Mittwoch zu einem Besuch in Jerusalem eintraf.

Mit der Vereidigung der neuen Regierung soll die längste politische Krise in der Geschichte des modernen Israels zu Ende gehen. Das Land hatte mehr als ein Jahr lang keine voll funktionsfähige Regierung. Drei Parlamentswahlen, die letzte am 2. März, brachten weder für Premier Benjamin Netanjahus rechtsgerichtete Likud-Partei noch für Gantz' Liste Blau-Weiß eine klare Mehrheit.

Vor zwei Wochen einigten sich Netanjahu, der nur geschäftsführend amtiert, und Gantz auf eine Einheitsregierung. Ursprünglich hatte Gantz eine Beteiligung an einer Regierung mit dem wegen Korruption angeklagten Netanyahu strikt abgelehnt. Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie vollzog er jedoch eine Wende.

Verwundung im Libanon

Gavriel „Gabi" Aschkenasi (*1954 im Moschaw Chagor in der Nähe von Tel Aviv) war 2007 bis 2011 Generalstabschef und ist seit 2019 in der Knesset. Sein Vater kam aus Bulgarien, seine Mutter aus Syrien. Er trat 1972 den Wehrdienst bei der berühmten Golani-Infanteriebrigade an und kämpfte im Jom-Kippur-Krieg 1973 auf dem Sinai. 1976 war er indirekt an der „Operation Entebbe" beteiligt, bei der israelische Stoßtruppen auf dem Flughafen von Entebbe in Uganda die Entführung eines Flugzeugs der Air France durch palästinensische und deutsche Terroristen beendeten und fast alle der zuletzt noch 105 Geiseln befreiten.

david55king /CC BY 2.0

Ende der 1970er wurde er im Südlibanon verwundet, befehligte 1980-82 ein Bataillon der Golanis und eroberte 1982 im Ersten Libanonkrieg von PLO-Kämpfern verteidigte Orte und Burgen. Nach weiteren Posten wurde er 1988 Stabschef des Nordkommandos, kam 1990 zur Panzertruppe, wurde Brigadegeneral und führte eine Panzerdivision.

Nach weiteren Beförderungen und Posten führte er 1998 bis 2002 das Nordkommando, rückte zum Vize-Generalstabschef auf und ging 2005 aus Protest in vorzeitigen Ruhestand, weil er sich bei einer Beförderung zum Generalstabchef übergangen fühlte. Anfang 2007 holte ihn der damalige Premier Ehud Olmert zurück und machte ihn zum Generalstabschef.

Atomreaktor und Computervirus

Eigenen Angaben zufolge soll die Bombardierung eines syrischen Atomreaktors anno 2007 und die Entwicklung des Computervirus „Stuxnet", mit dem Atomanlagen im Iran zeitweise ausgeschaltet wurden, auf seine Initiative zurückgehen. 


(APA/AFP/wg)

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