Leitartikel

Ein Sommer wie immer? Gesunde Skepsis ist angebracht

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FILES-FRANCE-HEALTH-VIRUS-HOLIDAYS-SUMMERAPA/AFP/ERIC CABANIS
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Die EU und ihre Mitglieder bemühen sich nach Kräften, die Kluft zwischen Wunsch nach Erholung und pandemischer Wirklichkeit zu überbrücken.

Margrethe Vestager hat recht: Das wird kein normaler Sommer. Wenn der Urlaub nur dort stattfinden darf, wo die medizinische Infrastruktur voll ausgebaut ist, wenn das Planschen im Swimmingpool vorab per App gebucht werden muss, wenn im Ferienflieger Vermummungspflicht herrscht, dann stellt sich leise die Frage, ob ein derartiger „Genuss“ der persönlichen Erholung dient – oder eher der Rettung der für die europäische Volkswirtschaft wichtigen Fremdenverkehrsbranche. Die für Wettbewerb zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission und ihre Kollegen in der Brüsseler Behörde tun alles, um den Widerspruch zwischen dem weit verbreiteten Wunsch nach sommerlicher Normalität und der pandemischen Wirklichkeit möglichst klein erscheinen zu lassen. Ob mit Erfolg, wird sich in den kommenden Wochen an der Buchungslage ablesen lassen.

Gesunde Skepsis ist jedenfalls angebracht. Denn daran, dass die Strapazen der vergangenen zwei Monate nicht das Ende des Dramas waren, sondern höchstens das Ende des ersten Akts, gibt es gar keine Zweifel. Solang der Großteil der europäischen Bevölkerung nicht gegen Covid-19 immun ist – sei es, weil ein Impfstoff gefunden wurde, oder sei es wegen einer ausreichend hohen Durchseuchung –, kann und wird es eine Rückkehr zum Status quo ante nicht geben. Es kann auch durchaus sein, dass diese Rückkehr nicht mehr möglich ist. Warum? Weil unser Geschäftsmodell auf der maximalen Ausbeutung des Faktors Raum basiert: möglichst viele Sitzplätze im Flugzeug, möglichst viele Tische im Restaurant, möglichst viele Besucher im Museum, möglichst viele Touristen am Strand und möglichst viele Mitarbeiter im kleinstmöglichen Großraumbüro.

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