Umfrage

LGBTI-Akzeptanz: Kaum Fortschritte in Europa

Wie steht es um die Akzeptanz der LGBTI-Community?
Wie steht es um die Akzeptanz der LGBTI-Community?(c) REUTERS (Jon Nazca)
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Lesbische, schwule, bi-, trans- und intersexuelle Menschen sind nach wie vor mit Diskriminierung konfrontiert, zeigt eine neue und die bisher größte Umfrage. Die Situation in Österreich wird von den Befragten positiver beurteilt als im Durchschnitt.

Lesbische, schwule, bi-, trans- und intersexuelle (LGBTI) Menschen sind nach wie vor mit Angst, Gewalt und Diskriminierung konfrontiert. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Erhebung der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) unter LGBTI-Personen in Europa - mit 140.000 Teilnehmern die bisher größte weltweit. Die Situation in Österreich wurde von den Befragten positiver beurteilt als im Durchschnitt.

Insgesamt habe es im Vergleich zur Befragung 2012 kaum Fortschritte gegeben, heißt es in dem am 14. Mai veröffentlichten Bericht. Zwar sei die Gleichstellung von sexuellen Minderheiten in einigen EU-Ländern vorangetrieben worden, insgesamt zeige sich aber, dass LGBTI-Personen überall noch mit negativen Erfahrungen zu kämpfen haben und im Alltag nicht sie selbst sein können. Zwischen den einzelnen Staaten bestehen außerdem teils erhebliche Unterschiede.

"Aus Angst, verspottet, diskriminiert oder sogar angegriffen zu werden, verheimlichen nach wie vor sehr viele LGBTI-Personen ihre sexuelle Identität", sagte FRA-Direktor Michael O'Flaherty. "Noch beunruhigender ist, dass wir in der letzten Zeit in der EU Anti-LGBTI-Vorfälle erleben mussten - etwa Angriffe auf Pride-Paraden, proklamierte 'LGBTI-ideologiefreien Zonen' und Strafen für LGBTI-freundliche Werbungen", erklärte Helena Dalli, die EU-Kommissarin für Gleichberechtigung.

Situation in Österreich relativ positiv bewertet

Die 2019 durchgeführte Erhebung bildet die Situation in den 27 Mitgliedstaaten der EU sowie in Großbritannien, Serbien und Nordmazedonien ab. Erstmalig sind darin auch Erfahrungen von intersexuellen Menschen und von jungen LGBTI-Personen im Alter von 15 bis 17 Jahren erfasst. Aus Österreich nahmen 2315 Einwohner an der Befragung teil.

Größtenteils bewegten sich deren Antworten im Mittel beziehungsweise zeichneten ein etwas positiveres Bild. Bei der Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit rangiert Österreich hinter den Niederlanden und Dänemark sogar auf Platz drei, Schlusslicht ist Polen vor Zypern und Lettland. 54 Prozent meinten, dass Vorurteile und Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten in Österreich in den letzten fünf Jahren abgenommen hätten. Im EU-Schnitt sagten das nur 40 Prozent über das jeweils betroffene Land.

40 Prozent der LGBTI-Personen aus Österreich haben sich in den letzten 12 Monaten wegen ihrer sexuellen Identität mindestens einmal diskriminiert gefühlt, im EU-Schnitt waren es 42 Prozent. 33 Prozent deklarierten sich, im vergangenen Jahr belästigt worden zu sein - der Durchschnitt liegt bei 38 Prozent. 11 Prozent erlebten in den vergangenen fünf Jahren einen physischen oder sexuellen Übergriff, das trifft genau den Mittelwert. Etwas über dem Schnitt liegt aber die Häufigkeit dieser Übergriffe: 13 Prozent antworteten, das sei sechs Mal oder öfter der Fall gewesen.

Schule als Problembereich

Als Problembereich ließe sich eventuell das schulische Umfeld ausmachen. So sagten nur 38 Prozent der befragten 15- bis 17-Jährigen, es gebe in der Schule jemanden, der ihre Rechte als LGBTI-Person vertritt oder schützt (EU-weit 48 Prozent). 47 Prozent der Teenager meinten, Schulkollegen oder Lehrer hätten sich für LGBTI-Anliegen eingesetzt (EU-weit 60 Prozent).

Auffällig ist der hohe Anteil innerhalb der Transgender-Personen aus Österreich, die schon körperliche Eingriffe hinter sich haben, um ihr äußeres ihrem empfundenen Geschlecht anzupassen: 46 Prozent der Befragten aus dieser Gruppe gegenüber dem EU-Durchschnitt von 27 Prozent. Nur in den Niederlanden ist dieser Wert mit 48 Prozent noch höher. 28 Prozent der österreichischen Transgender haben ihr Geschlecht rechtswirksam ändern lassen (EU-weit 16 Prozent).

Die in Wien ansässige EU-Agentur für Grundrechte appelliert an politische Entscheidungsträger, entschlossener gegen Diskriminierung und hassmotivierte Verbrechen aufzutreten - etwa durch das Aufsetzen von umfassenden nationalen Aktionsplänen. Konkrete Vorschläge sind die leichtere Anzeigbarkeit von Straftaten und Diskriminierung durch Online-Meldeinstrumente oder die angemessene Ausstattung von Gleichstellungsstellen, damit diese Diskriminierungsopfer wirksam unterstützen können.

>>> Zu den Ergebnissen der Umfrage

(APA)

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