Jubiläum

Die große Wut der Frauen

Christine Pichler
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Das Kosmos-Theater feiert sein 20-jähriges Bestehen. Petra Unger bat Festgäste zu einer virtuell begleiteten Schnitzeljagd durch Wien.

Mancher erinnert sich noch: an das Rondell-Raucher-Kino in der vor allem durch das Handelsgericht bekannten Riemergasse: Insolvenzen einerseits, Pornofilme andererseits. Heute ist die Gasse schmuck, sie passt zur City, es gibt hier viele Lokale, die nach der Coronakrise der Wiedereröffnung harren. Irgendwann in den 1990ern fand im längst geschlossenen „Rondell“ eine Pressekonferenz statt, Journalisten wanderten durch die miefigen Räume und „Kabinen“, erlebten einen Hauch altmodischer Bordellatmosphäre. Ein Frauentheater wollte ins ehemalige Rondell-Kino einziehen, doch den Zuschlag erhielt der Jazzclub Porgy & Bess. Die Frauen waren empört. Sie zogen zum damaligen Kunststaatssekretär Peter Wittmann, es kam zu Schreiduellen. Doch die Entscheidung blieb: Die Frauen unter der Führung der energischen Barbara Klein erhielten das Kosmos-Theater im Siebten. Dieses ist heuer 20 Jahre alt. Direktorin Veronika Steinböck hat das Spektrum in Richtung Genderthematik und Ort der Begegnung für alle erweitert. Alle sind in letzter Zeit freilich meist zu Hause.

Geschichte aus weiblicher Perspektive

Eine, die Wiener Frauen- und Theatergeschichte seit 25 Jahren verfolgt und sich auch intensiv mit dem Kosmos-Theater beschäftigt hat, ist die ehemalige Fremdenführerin Petra Unger. Auf ihren Touren durch die Stadt störte sie mit der Zeit der monotone Blick auf die Herrschaftsgeschichte, die vorwiegend von Männern geschrieben wurde. Die Absolventin des Rosa Mayreder College beschloss, aus feministischer Sicht die Wiener Frauengeschichte zu erforschen. Sie macht für Privatpersonen, Frauen und Männer, aber auch für Firmen Führungen zu wichtigen Orten für Frauen und Frauenpolitik in Wien, welches auf diesem Sektor lang als besonders rückständig galt. Beim Mandelbaum Verlag hat Unger die Broschüre „Frauenwahlrecht. Eine kurze Geschichte der österreichischen Frauenbewegung“ herausgebracht. Und zum 20. Geburtstag des Kosmos-Theaters lädt dieses zu einem von Unger gestalteten Stadtspaziergang zu wichtigen Plätzen für Frauen und Frauentheater in Wien ein, virtuell, wegen der Coronakrise.

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