Russland

Moskau droht Medien

(c) APA/AFP/ALEXANDER NEMENOV
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Konflikt über Sterberate in der Coronakrise.

Moskau. Das russische Außenministerium droht ausländischen Medien mit Konsequenzen wegen ihrer Corona-Berichterstattung. Konkret geht es um Artikel in der „New York Times“ und „Financial Times“, die sich mit der Übersterblichkeit in Russland angesichts der Pandemie beschäftigen. Außenamtssprecherin Maria Sacharowa verlangte eine Richtigstellung durch die Redaktionen. Die Artikel seien ein „antirussischer Fake“, erklärte das Ministerium. Russische Parlamentsabgeordnete hatten einen Entzug der Medien-Akkreditierung gefordert.

In der Coronakrise vermeldete Russland bisher eine sehr niedrige Sterberate im Vergleich zu anderen Ländern. Eine zu Wochenbeginn veröffentlichte Statistik der Moskauer Behörden zeigt nun, dass die Übersterblichkeit im April 2020 in der russischen Hauptstadt um 20 Prozent höher lag als im Vergleichszeitraum in früheren Jahren. Die „New York Times“ hatte daraus und unter Berufung auf Experten geschlossen, dass die tatsächliche Anzahl der Corona-Toten in Moskau und St. Petersburg um 70 Prozent höher sein könnten als offizielle Daten es glauben machen. Die Moskauer Gesundheitsbehörde bestätigte indes, dass es zu einem Anstieg der Todesrate kam, verwehrte sich aber gegen den indirekten Vorwurf der „Verschönerung“ ihrer Statistik. Den Überhang erklärt man durch die Auswirkung von „anderen Krankheiten“, die zum Tod von Patienten geführt hatten.

Die Redaktion der „New York Times“ entgegnete: „Keine Fakten in unserer Geschichte sind anfechtbar.“ Man habe sich auf öffentliches Datenmaterial gestützt. Zuvor hatten russische Medien über das Thema berichtet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2020)

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