Regelverstoß

"Großer Fehler": LASK gibt verbotenes Mannschaftstraining zu

LASK-Pressekonferenz
LASK-PressekonferenzAPA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Vier Einheiten mit Körperkontakt wurden auf Initiative von Trainer Valerien Ismael durchgeführt. Klubpräsident Gruber stellt sein Bundesliga-Aufsichtsratsmandat ruhend.

Bundesliga-Spitzenreiter LASK hat am Freitag zugegeben, trotz der Corona-Beschränkungen in den vergangenen Wochen insgesamt vier Mannschafstrainings absolviert zu haben. "Wir haben viermal trainiert, wo wir die Abstandsregeln nicht eingehalten und ein schärferes Training durchgeführt haben, als es erlaubt war", bestätigte Vizepräsident Jürgen Werner auf einer Pressekonferenz in Linz.

Der Senat 1 der Liga hatte am Mittwoch ein Verfahren gegen den Club eingeleitet, nachdem Videos von einer der Einheiten aufgetaucht waren. Eines davon wurde der Liga laut LASK-Angaben von einem Club zugespielt. Näher dazu äußern wollte man sich aber aufgrund des laufenden Verfahrens nicht.

"Im Nachhinein muss man sagen, es war ein Blödsinn, ein großer Fehler unsererseits. Aber der Pfeil ist abgeschossen, den können wir nicht mehr zurücknehmen. Wir haben uns von den Emotionen leiten lassen ", sagte ein geknickt wirkender Werner. Er bat allerdings auch darum, die Verhältnismäßigkeit zu betrachten. "Wir haben übers Ziel hinausgeschossen, aber wir haben nichts gestohlen, keinen umgebracht, wir haben viermal falsch trainiert."

Er entschuldigte sich jedenfalls bei Sponsoren, Fans, und der Öffentlichkeit. "Wir haben es nicht gemacht, weil wir uns einen Vorteil verschaffen wollten, sondern wir haben auf die Gesundheit der Spieler geschaut, da diese viele englische Wochen spielen müssen", erläuterte Werner.

Gemeinsam die Entscheidung getroffen

Er war genauso wie Trainer Valerien Ismael und die Spieler in die Entscheidung eingebunden. "Alle sind an einem Tisch gesessen, alle hatten ein gutes Gefühl. Im Nachhinein wissen wir, das war falsch, ein Fehler und dafür stehen wir auch gerade", sagte der Franzose. Man habe einen Impuls setzen wollen, um die Kleingruppentrainings abzurunden. Die Einheiten hätten über die vergangenen Wochen verteilt stattgefunden.

"Wir haben in den ersten zehn Tagen jeden Tag PCR-Tests durchgeführt und dann auf jeden 2. Tag umgestellt. Seit 20. April hat es keinen einzigen positiven Fall in der Mannschaft gegeben, dann haben wir die Trainings durchgeführt", gab Werner Einblick.

LASK-Präsident Siegmund Gruber will erst am Donnerstag von der Liga über die Sache in Kenntnis gesetzt worden sein. Er bestätigte allerdings auch, dass es Überlegungen gegeben habe, ein Trainingslager in Schweden durchzuführen, um dort aufgrund von geringeren Einschränkungen besser trainieren zu können. "Das haben wir dann verworfen. Im Nachhinein betrachtet wäre Schweden die bessere Entscheidung gewesen, wenn man sieht was da abgegangen ist", so Gruber.

Werner bot ihm seinen Rücktritt an. "Den habe ich abgelehnt", gab Gruber Einblick. Werner habe in den vergangenen Jahren einen tollen Job gemacht und jetzt halt eben einmal danebengegriffen.

Präsident Gruber legt Aufsichtsrat-Mandat ruhend

Gruber selbst ist auch Teil des Aufsichtsrates der Bundesliga. "Ich habe heute in der Früh ein E-Mail an Philip Thonhauser geschickt, wo ich mitgeilt habe, dass ich die Position des Aufsichtsrat vorerst ruhend stelle", erklärte der LASK-Boss. Falls vom Senat 1 eine Verurteilung des Clubs erfolgen sollte, werde er selbstverständlich zurücktreten. Gruber rechnet aber scheinbar nicht zwingend damit. "Ich glaube, dass wir eine sehr gute Rechtsposition haben."

Eines der Argumente ist scheinbar, dass auch von anderen Clubs Fotos kursieren würden, wo die Inhalte der von der Regierung erlassenen Verordnung zum Kleingruppentraining im Training ebenfalls nicht eingehalten werden. "Es gibt Fotos, wir haben einiges mitbekommen, das ist aber nicht Thema heute", hielt sich Gruber da bedeckt. Auch zu den Einbrüchen in die Raiffeisen-Arena, wodurch die Aufnahmen möglich gemacht wurden, wollte sich der LASK-Chef nicht äußern. "Wir wollen keine Täter-Opfer-Umkehr", betonte Gruber. Auch von der Polizei gab es am Freitag keine Neuigkeiten. Die Sachverhaltsdarstellung werde an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, hieß es.

Was den Senat 1 betrifft, hat der LASK bis Mitte kommender Woche die Möglichkeit zu einer Stellungnahme zur Causa, das Urteil sollte noch vor dem Liga-Wiederbeginn am 2. Juni gefällt werden. Danach bliebe den Linzern 14 Tage Zeit, Einspruch beim Protestkomitee einzulegen. "Wir wollen mit dem Senat vollständig kooperieren", versprach Werner. Am Freitag absolvierten sie ihr erstes offizielles Mannschafstraining, danach bekamen Gernot Trauner und Co. drei Tage frei. Danach erfolgt ein Trainingslager. Den Ort wollte die LASK-Führung noch nicht verraten.

Zusammenstoß auch bei Rapid gefilmt

Kurz nach der Verfahrens-Einleitung gegen den LASK hat am Freitag ein Video von einem Rapid-Training für Aufsehen gesorgt. In der für Medien zugänglichen Einheit am Donnerstagvormittag waren Filip Stojkovic und Paul Gobara, ein 20-jähriger Spieler der zweiten Mannschaft, aufeinandergeprallt, wie ein Video auf krone.at zeigt.

Körperkontakt bei Trainings ist aufgrund der Corona-Vorgaben erst seit (dem heutigen) Freitag erlaubt. Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic bat um Verständnis. "Er (Anm.: Gobara) war halt in einer Situation übermotiviert, so ist es zum Zusammenstoß gekommen. Es kann solche Unfälle geben, aber das war nur ein so ein Moment, da kann man uns schon verzeihen, dass das einmal passiert. Niemand ist perfekt. Wenn man sich einige Politiker anschaut, ist es noch schlimmer gewesen", sagte Barisic auf tv.skrapid.at und ergänzte, der Vorfall sei "mit Sicherheit nicht beabsichtigt gewesen".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Spieler von Lille demonstrierten noch vor dem Abbruch der französischen Liga einen möglichen coronakonformen Torjubel.
Jubelgesten

Die neue Fußballkultur

In der deutschen Bundesliga fallen wieder Tore, doch wie werden sie gefeiert? Die Kontaktminimierung spornt zu neuen Posen an, dem Teamgefühl aber raubt sie Symbolik.
Was Sie heute wissen sollten

Wenn Politiker kommen und gehen und Fußballer einander zu nahe kommen

Wir lassen den Tag Revue passieren und geben Tipps für das Wochenende.
Raiffeisen-Arena in Pasching
Skandal

Verfahren gegen LASK eingeleitet, Linzer erstatten Anzeige

Der LASK soll Corona-Regeln missachtet und ein reguläres Mannschaftstraining abgehalten haben. Der Klub selbst erstattete Anzeige wegen eines Einbruchs.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.