Abfallwirtschaft

Verschwendete Lebensmittel belasten das Klima

Brot und Gebäck machen 28 Prozent der Lebensmittel, die im Müll laden, aus. Gefolgt von Obst und Gemüse (27 %).
Brot und Gebäck machen 28 Prozent der Lebensmittel, die im Müll laden, aus. Gefolgt von Obst und Gemüse (27 %).imago images/teamwork
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Rund 16 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Nahrungsmittelproduktion werden unnötig ausgestoßen. In Österreich landet jährlich eine Million Tonnen Speisen im Müll, für die Hälfte davon sind Privathaushalte verantwortlich, alarmieren Boku-Forscherinnen.

Die Zahl ist erschlagend: 521.000 Tonnen genießbarer Lebensmittel werden jährlich in österreichischen Haushalten weggeschmissen. Privatpersonen sind damit für rund 50 Prozent aller Lebensmittelabfälle verantwortlich. Oder heruntergerechnet: „Bis zu 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln – und damit zwischen 250 und 800 Euro – landen jährlich pro Haushalt im Müll“, sagt Gudrun Obersteiner vom Institut für Abfallwirtschaft der Boku Wien, die für eine aktuelle Studie in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation WWF Österreich erstmals neben dem Restmüll auch Schätzungen anderer Entsorgungswege wie Biomüll, Kompost, Kanal und Verfütterung an Tiere miteinbezogen hat.

Tellerreste in der Gastronomie

Zeitmangel ist ein großer Faktor. Für die Hälfte der 2159 befragten Personen ist das der Hauptgrund für die Lebensmittelverschwendung, gefolgt von Problemen durch nicht vorhandene Lagerplätze bzw. fehlende Kochideen. 18 Prozent der Interviewten gaben an, regelmäßig bis zu zehn Prozent ihres Lebensmitteleinkaufs zu entsorgen. Bei fünf Prozent waren es sogar zwischen 20 und 30 Prozent des Einkaufs. „Nicht zu vernachlässigen sind die Lebensmittelabfälle aus der Gastronomie, die ebenfalls primär durch den Gast verursacht werden“, betonen die Studienautorinnen Obersteiner und Sandra Luck. Tellerreste in der Gastronomie würden fast ein Viertel der gesamten Lebensmittelabfälle ausmachen.

Vermeidbare und nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle – also sowohl jene, die zum Zeitpunkt der Entsorgung noch genießbar sind oder bei rechtzeitiger Verwendung noch gewesen wären, als auch jene, die bei der Zubereitung entfernt werden wie Knochen oder Schalen – machen 25 Prozent der Masse des Restmülls in Österreich aus. Das entspricht pro Person und Jahr 33,1 kg bzw. landesweit 276.430 Tonnen. 57 Prozent davon wären vermeidbar, so Obersteiner, das sind immerhin 18,9 kg pro Person und Jahr. Noch genießbares Brot und Gebäck (28 %) sowie Obst und Gemüse (27 %) landen besonders häufig im Müll, gefolgt von Milchprodukten und Eiern (12 %) sowie Fleisch und Fisch (11 %).

Klimaauswirkungen von weggeworfenen Lebensmitteln
Klimaauswirkungen von weggeworfenen Lebensmitteln

Die größten Auswirkungen auf die Umwelt, die sich aus dem gesamten Lebensmittelverzehr ergeben, sind auf die Produktion zurückzuführen. Werden Lebensmittel nicht konsumiert, verstärkt das die Umweltauswirkungen der Produktionsschritte noch mehr. „Da weltweit etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel verloren geht, kann deren Vermeidung unsere negativen Auswirkungen auf das Klima um fünf bis zehn Prozent senken“, so Obersteiner und Luck. In Österreich werden etwa 20 Prozent des persönlichen CO2-Fußabdrucks durch den Lebensmittelkonsum verursacht.

Problematische Einkaufsfahrt im Auto

Die Emissionen der unterschiedlichen Lebensmittel variieren – u. a. abhängig von der Menge an Energie, Land und Betriebsmitteln, die für die Produktion benötigt werden – stark (siehe Grafik). Es gilt die Faustregel: Pflanzliche Lebensmittel verursachen meist geringere Emissionen als tierische, Produkte von Wiederkäuern erzeugen hingegen die höchsten Ausstöße.

Ein unterschätzter Faktor ist laut den Boku-Forscherinnen der Weg der Lebensmittel vom jeweiligen Verkaufsort bis nach Hause: „Der Transport im Auto über eine Strecke von fünf Kilometern – Hin- und Rückfahrt – von einem Kilo Bananen verursacht etwa fünfmal so hohe Emissionen wie der Transport derselben Bananen von Costa Rica mit dem Containerschiff und Lkw bis nach Österreich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2020)

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