Causa Ischgl

Wurde der Covid-19-Erlass von Tiroler Behörden missachtet?

Luftaufnahme von Ischgl
Luftaufnahme von Ischgl APA/EXPA/JOHANN GRODER
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In der Causa Ischgl wartet das "profil" mit neuen Vorwürfen gegen die Tiroler Behörden auf. Das Land Tirol bestreitet eine Missachtung und erhebt Vorwürfe gegen das Magazin.

Hat das Land Tirol respektive die Bezirkshauptmannschaft  Landeck einen Erlass des Gesundheitsministeriums missachtet, wonach alle engen Kontaktpersonen von Corona-Infizierten per Bescheid in Heimquarantäne zu schicken sind? In einem Bericht des Magazins „profil“ wird dieser Vorwurf in Zusammenhang mit der „Causa Ischgl“ erhoben. Das Land Tirol bestreitet die Vorhaltungen vehement und wird dem Blatt vor, "zum wiederholten Mal“ verzerrte Darstellungen zu veröffentlichen. Man fordere "profil" daher auf, die Stellungnahme des Landes "innerhalb von 24 Stunden auf seiner Homepage sowie in weiterer Folge im Printmagazin zu veröffentlichen“, heißt es in einer Aussendung.

Der Reihe nach: Einem Erlass des Gesundheitsministeriums von Ende Februar zufolge sollten alle engen Kontaktpersonen von Corona-Infizierten per Bescheid für 14 Tage in Heimquarantäne geschickt werden, schreibt das „profil“. Unabhängig davon, ob die betreffenden Personen Symptome zeigen oder nicht. Dies hätte somit alle engen Kontaktpersonen jener 14 Isländer betroffen, die nach ihrer Rückkehr aus Tirol positiv auf das Coronavirus getestet worden waren und über die die Tiroler Behörden am 5. März informiert wurden. Eben diese Unter-Quarantäne-Stellung sei aber nicht geschehen, schreibt "profil".

Ausnahmen bei der Isolierung von Kontaktpersonen wären laut dem Bericht nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch das Gesundheitsministerium möglich gewesen. Das Gesundheitsministerium erklärte dazu, dass sich die Bezirkshauptmannschaft Landeck oder das Land Tirol in diesem Zusammenhang nicht an das Ministerium gewandt haben.

Dem Magazin zufolge reagierte jedoch auch der Bund in Sachen Ischgl zu spät. Drei Tage nach den ersten Warnungen aus Island, die an Tirol weitergeleitet wurden, seien weitere warnende Mails aus Dänemark und Norwegen eingegangen. Das Gesundheitsministerium verwies in diesem Zusammenhang auf den SKKM-Krisenstab (Staatliches Krisen- und Katastrophenschutz-Management) im Innenministerium.

Land Tirol weist Vorwürfe zurück

Ein Sprecher des Landes erklärte indes gegenüber "profil", dass "der Erlass des Gesundheitsministeriums seitens der Tiroler Gesundheitsbehörden stets eingehalten wurde". In den betroffenen Hotels sei lediglich eine Mitarbeiterin mit grippeähnlichen Symptomen in Quarantäne geschickt und getestet worden. "Bei allen anderen MitarbeiterInnen dieser Hotels gab es keine Hinweise auf eine Coronaerkrankung", hieß es.

Samstagmittag wurde eine Aussendung des Landes Tirols nachgeschickt: Der von "profil" berichtete Umgang mit Corona-Kontaktpersonen habe gemäß einer Mitteilung der AGES und des Ministeriums mit 5. März Nachmittag nicht mehr gegolten, wird darin argumentiert. Vielmehr sei ergänzt worden, dass ein solcher Kontakt "15 Minuten oder länger in einer Entfernung von weniger als 2 Metern" andauern muss.

Bei Bekanntwerden der Namen der Hotels am 5. März seien die isländischen Gäste bereits seit mindestens vier Tagen abgereist gewesen. "Eine Befragung (der damals noch nicht einmal namentlich bekannten Isländer) und ein damit verbundenes Contact-Tracing zur Erhebung der Kontaktpersonen war daher nicht möglich", so das Land und unterstrich erneut, dass das Ergebnis der einen getesteten Hotel-Mitarbeiterin negativ ausgefallen sei und es bei anderen keine Hinweise auf eine Erkrankung gab.

Das Land sah sogar eine Übererfüllung des Ministeriums-Erlasses. "In Ischgl haben die lokalen Gesundheitsbehörde darüber hinaus sogar noch strengere Kriterien angewandt. Bei jeglichen positiven Corona-Testungen, die in Ischgl und auch anderswo in Tirol durchgeführt wurden, wurden direkt im Anschluss alle engen Kontaktpersonen abgesondert", hieß es in der Stellungnahme.

SPÖ sieht Platter unter Druck, Bundes-FPÖ prüft Anzeige

Die Landes-SPÖ reagierte am Samstag mit Vorwürfen auf den Bericht: "Landeshauptmann Platter steht nun massiv unter Druck. Das Behördenversagen wird immer deutlicher", meinte SPÖ-Chef Georg Dornauer. Die Bundes-FPÖ prüft laut eigenen Angaben indes eine Anzeige gegen das Land Tirol.

(APA/Red. )

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