Mit etwas Verspätung treten 40.000 Schüler bald zu ihrer schriftlichen Matura an. Das war es dann auch schon – denn im Coronajahr wird es keine mündliche Prüfung geben. Abgesehen davon wird noch einiges fehlen: das Miteinander in den letzten Schultagen, der Abschied von den Lehrern, der Applaus bei der Maturafeier und das „Highlight“, die Maturareise.
Selina Wögerbauer hat sich das alles ganz anders vorgestellt. Durch die Gänge sollte Falcos „Nie mehr Schule“ dröhnen. So laut, dass es alle hören können und genau so, wie es die Maturaklassen des Bundes(real)gymnasiums Gmunden am letzten Schultag immer machen – also zumindest schon so lang sich die Schülerin zurückerinnern kann. Heuer wäre endlich ihr Jahrgang an der Reihe gewesen. Doch diesmal ist alles anders gekommen.
Die 17-Jährige und ihre 25 Mitschüler haben am 13. März die Schule verlassen. Im Glauben, bald wieder zurückzukehren. Nur vorübergehend, bis zu den Osterferien, sollten die Gebäude wegen Corona gesperrt und der Unterricht ins Internet verlegt werden. Dann hätten am 30. April, dem planmäßigen letzten Schultag, die Boxen laut aufgedreht werden sollen. Doch es ist lang ruhig in der Schule geblieben. Rückblickend weiß Wögerbauer: Der unspektakuläre 13. März ist der letzte offizielle Schultag ihres Lebens gewesen.
Nun, neun Wochen später, steht die Maturantin mit ein paar ihrer Mitschüler in der Aula. Mit Abstand zueinander und Maske im Gesicht warten sie auf den Einlass. Seit 4. Mai wird ein sogenannter Ergänzungsunterricht in den Fächern, in denen die Schüler maturieren, angeboten. Bereits in wenigen Tagen, ab 25. Mai, wird dann die schriftliche zentrale Reifeprüfung stattfinden.
»„Uns werden viele Erinnerungen, die andere gesammelt haben, fehlen.“«
Viel wurde in den Medien über die Matura in Coronazeiten geschrieben – über die mehrmalige Verschiebung, die nachsichtige Benotung, den Wegfall der Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) und über die Streichung der mündlichen Prüfung (sie kann freiwillig abgelegt werden). Bei den Maturanten am B(R)G Gmunden wird allerdings mehr über andere Dinge geredet. „Uns werden viele Erinnerungen, die andere gesammelt haben, fehlen“, sagt Wögerbauer.