Interview

Christa Koenne: „Besonders die guten Schüler erleben das als Enttäuschung“

Christa Koennes Arbeitsschwerpunkte sind Prüfungskultur und Schulentwicklung.
Christa Koennes Arbeitsschwerpunkte sind Prüfungskultur und Schulentwicklung.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Matura ist nicht nur eine Prüfung, sondern ein Initiationsritual. Dabei werden starke, emotional erlebte Erinnerungen geschaffen. Das gehe nun verloren, sagt die langjährige Direktorin und Schulentwicklerin Christa Koenne.

Sie waren 18 Jahre lang Direktorin eines Gymnasiums und haben viele Abschlussklassen beobachtet. Ist der Maturajahrgang 2020 beneidenswert?

Christa Koenne: Nein, sicher nicht. Aber beneiden soll man ja überhaupt niemanden. Dieser Jahrgang ist anders. Er bringt andere Erfahrungen mit.

Aber hat es dieser Jahrgang leichter?

Das kommt auf den Blickwinkel an: Mit Blick auf die ganz harte Leistung möglicherweise schon. Es kann sein, dass die Matura heuer ein bisschen leichter gemacht wird. Mit Blick auf das Ganze hat es dieser Jahrgang aber sicher nicht einfacher. Die Maturanten haben sich auf eine bestimmte Art der Prüfung vorbereitet, die sie nun in der Form nicht erleben dürfen.

Verstehen Sie die Angst der Maturanten, als Coronajahrgang stigmatisiert zu werden?

Das lässt sich gar nicht vermeiden. Das wird dieser Jahrgang bestimmt. Deshalb ist eine Frage entscheidend: Wird am Maturazeugnis erkennbar sein, dass es sich um den Coronajahrgang handelt? Also dass die Noten der Abschlussklasse in die Gesamtnoten eingeflossen sind und die mündliche Matura nicht verpflichtend stattgefunden hat? Ich kenne die Antwort darauf noch nicht. Ich kann mir nur dringend wünschen, dass das nicht der Fall sein wird. Denn die Stigmatisierung wird so lang bleiben, so lang wir an die außergewöhnlichen Umstände der Matura denken. Im Normalfall vergessen wir das irgendwann. Und dann sollte die Tatsache, dass es sich 2020 um den Coronajahrgang gehandelt hat, nicht auf dem Zeugnis visualisiert sein.

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