USA

„Enkel“ zur Miete: Beziehung statt Betreuung

„Enkelkinder“ verbringen Zeit mit Senioren und helfen bei leichten Hausarbeiten mit. Mehrere Start-ups vermitteln Senioren und hauptsächlich Studierende.
„Enkelkinder“ verbringen Zeit mit Senioren und helfen bei leichten Hausarbeiten mit. Mehrere Start-ups vermitteln Senioren und hauptsächlich Studierende.(c) Photothek via Getty Images (Ute Grabowsky)
  • Drucken

In den USA vermitteln Start-ups „Enkelkinder“ an ältere Personen. Meist sind es Studierende, die im Alltag Zeit mit Senioren verbringen – und dabei etwas Geld verdienen.

Sam Cirrincione ist auf dem Weg zur Bank – und das ist für den 91-Jährigen eine kurzweilige Angelegenheit. Während der Fahrt erzählt er seiner Fahrerin davon, wie sehr ihn einst Sammy Davis Jr. und Frank Sinatra beeinflusst haben, Dean Martin aber immer sein Liebling war. Außerdem stellt er kurz noch seine Gesangskünste unter Beweis, er fragt seine Begleitung interessiert nach ihrem Studium und beschließt, nach dem Bankbesuch noch auf einen Kaffee bei einem Donut-Lokal in West Palm Beach vorbeizuschauen. Möglich macht das alles seine „Enkelin zur Miete“, Maria. Sie ist Studentin an der Strayer University, Mutter einer Tochter und Mitglied in Sams „Team“, das den betagten Herrn bei Besorgungen und Erledigungen unterstützt – ihm aber vor allem Gesellschaft leistet.

»Gemeinsam zum Boxtraining, zur Bank, ins Kaffeehaus oder zu einer Hochzeit.«

Und dafür bezahlt wird. „Papa Pals“ heißen die jungen Betreuer, meist Studierende, bei dem Start-up „Papa“, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht die Pflege und/oder Hausarbeit in den Mittelpunkt ihrer Dienstleistung zu stellen, sondern vielmehr die Beziehung zwischen den Senioren und jungen Menschen. Und die gemeinsam verbrachte Zeit: Die zwar manchmal aus einem Weg zur Bank oder dem Abholen von Medikamenten besteht, viel häufiger aber aus Gesprächen, Hilfe in Sachen Technik, gemeinsamen Mahlzeiten – aber auch einem Box-Training oder dem Besuch einer Hochzeit. Während der Coronazeit verlagerten sich die gemeinsamen Aktivitäten dann auf längere Telefonate oder Schachpartien per Zoom beziehungsweise das Abstellen der Einkäufe vor der Tür und einen kurzen Plausch aus sicherer Entfernung. Ein Angebot, das auf immer größere Nachfrage stößt, wie der Gründer Andrew Parker im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“ berichtet: „Wir haben inzwischen 6500 Pals, die in 25 Bundesstaaten für uns arbeiten, und 95 Vollzeitmitarbeiter in der Organisation“, so der 32-Jährige über das 2018 gegründete Unternehmen. Außerdem gibt es mittlerweile Verträge mit Kranken- und/oder Zusatzversicherungen, die einen Teil der Kosten übernehmen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.