Drei kauernde Frauen, 1914.
Augenblicke

Koloman Moser: Strenger Meister der Seelenkunst

Koloman Moser, ein „Österreicher im schönsten Sinn des Wortes“, will verklärenden Historismus überwinden. Der „Tausendkünstler“– Mitbegründer der Secession und der Wiener Werkstätte – gilt als Visionär der Moderne im Wien des Fin de Siècle.

Gustav Klimt weigert sich 20 Jahre lang, seine ewige Muse Emilie Louise Flöge zu heiraten. Gemeinsam mit ihren beiden Schwestern führt sie den Salon „Schwestern Flöge“ in der Wiener Mariahilfer Straße, der rasch zu einem Treffpunkt des Adels und des Großbürgertums wird. Die gesellschaftlich anerkannte Emilie, die Tochter eines Meerschaumpfeifenfabrikanten, eine Art Influencerin des Wiener Jugendstils, die im künstlerischen Netzwerk der Wiener Werkstätte und der Secession etabliert und vernetzt ist, fungiert für den zerebralen Erotiker Klimt als offizielle Begleiterin. Zwischen 1900 und 1916 zelebriert man Jahr für Jahr Sommerfrische am Attersee.

Emilie trägt in ihren opulenten Kaftans am liebsten eine 70 cm lange, silberne Muffkette um den Hals – die sie nicht einmal zum Rudern ablegt. Das Schmuckstück, ein Geschenk Klimts an Flöge, hat der vielseitige Künstler Koloman Moser entworfen. Und leitet damit wie auch mit vielen anderen seiner virtuosen Entwürfe eine ästhetische Neuorientierung ein: Er ist neben Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Otto Prutscher und Otto Wagner einer der Wegbereiter der Wiener Moderne: „Die Schönheit und die Kunst ist ihnen nicht eine Verzierung, die man dem Leben von außen sozusagen erst zufügen muss“, attestiert Hermann Bahr, „sondern die einzig wahre Form des Lebens selbst.“

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