Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sorgen für Unsicherheit. Darunter wird wohl auch der Konsum leiden.
Teuerung

Driften wir in die Deflation ab?

Die Wirtschaftsforscher erwarten heuer nur äußerst geringe Preissteigerungen, vielleicht droht sogar eine Deflation. Die globale Rezession fährt den Notenbankern voll in die Parade.

Spargel stechen ist gar nicht so einfach. Das Messer falsch angesetzt und schon ist das Gemüse nicht mehr für den Verkauf geeignet. Im schlechtesten Fall ist die Wurzel zerstört und bringt in den kommenden Jahren gar keinen Ertrag. Nicht nur in Österreich, auch in anderen EU-Staaten fehlen derzeit die geschulten Erntehelfer. Das und aufwendige Warentransporte führen mancherorts bereits zu drastischen Preissteigerungen. Und dennoch erwartet die Europäische Zentralbank in diesem Jahr ein kräftiges Absinken der Inflationsrate im Euroraum. Für Österreich rechnen die Forscher des Wifo mit einer Teuerung von lediglich 0,9 Prozent. Gleichzeitig werden Billionen in das System gepumpt. Wie passt das zusammen?

In der Coronakrise stieg die Nachfrage nach frischen Lebensmitteln. Die Menschen haben in den vergangenen Wochen viel Zeit zu Hause verbracht. Weil Restaurants schließen mussten, blieb ihnen oft nichts anderes übrig, als selbst zu kochen. In Italien beklagt der Landwirtschaftsverband bereits, dass die Preise für Gemüse und Obst seit Mitte März frappant zugelegt haben. Konsumenten müssten im Supermarkt zumindest zwischen zehn Prozent und 25 Prozent mehr bezahlen. Auch aus Deutschland ist Derartiges zu hören.

In Österreich lässt sich dieses Phänomen noch nicht in diesem Ausmaß beobachten. Wiewohl viele Bauern einen deutlich höheren Aufwand betreiben müssen, um die Ernte einzufahren. In den offiziellen Daten zur Teuerung spiegelt sich das aber noch nicht wider. Denn die für März veröffentlichten Zahlen wurden in der ersten Monatshälfte und damit vor dem Shutdown der Regierung erhoben. Die Daten für April liegen wiederum erst kommende Woche vor. „Dass es auch hierzulande coronabedingt zu Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln, vor allem bei Frischgemüse und Fleisch, kommen wird, ist wahrscheinlich“, sagt Wifo-Ökonom Josef Baumgartner. Auch so manche Dienstleistung könnte sich in nächster Zeit verteuern, wie etwa der Besuch beim Friseur. „Es ist gut möglich, dass die Unternehmen den jüngsten Verdienstentgang zu kompensieren versuchen, indem sie ihre Öffnungszeiten ausweiten und höhere Preise verlangen“, sagt Baumgartner.

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