Chavez: "Bischöfe sind Höhlenmenschen"

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Zwischen dem Regime Venezuelas und dem Vatikan bahnt sich eine heftige diplomatische Krise an. Staatspräsident Chávez beschimpfte die Bischöfe als „Höhlenmenschen“ und droht mit Abbruch der Kontakte zum Vatikan.

Caracas/Rom (ag./htz.). Zwischen dem linkspopulistischen Regime Venezuelas und dem Vatikan bahnt sich eine heftige diplomatische Krise an: Staatspräsident Hugo Chávez reagierte auf Kritik venezolanischer Bischöfe an seiner Staatsführung mit einer „Überprüfung“ der Beziehungen zum Vatikan bis hin zu deren Abbruch. Zudem beschimpfte er die Bischöfe als „Höhlenmenschen“.

Die katholische Kirche des Landes hatte sich seit Langem kritisch über den autoritär-sozialistischen Kurs von Chávez geäußert. In den vergangenen Tagen gingen Venezuelas Kirchenführer, geführt von Kardinal Jorge Urosa, immer stärker in die Offensive: Sie warfen der Regierung vor, in dem großen ölproduzierenden Land einen Kommunismus nach kubanischem Vorbild einführen zu wollen; zudem prangerten sie die Verfolgung politischer Gegner sowie die Verstaatlichungen ausländischer und inländischer Privatfirmen an.

Chávez ritt darauf am Donnerstag wilde Attacken gegen die Geistlichkeit und beschuldigte sie, mit der Opposition seine „sozialistische Revolution“ torpedieren zu wollen. Die Kirche wolle eine Rolle spielen, die ihr in einem Staat nicht zukomme: „Sie (die Bischöfe,Anm.) glauben, sie seien eine Macht über dem Staat. Nun, das könnt ihr vergessen, ihr Höhlenmenschen!“, so der Ex-Fallschirmjägeroffizier Chávez bei einer Tagung seiner Partei PSUV (Partido Socialista Unido de Venezuela).

Außenminister Nicolás Maduro müsse die Beziehungen zum Vatikan „überprüfen“, ihr Abbruch sei möglich, hieß es. Er akzeptiere den Papst als Staatsoberhaupt, nicht aber als „Botschafter Christi auf Erden“. Christus brauche keinen Botschafter: „Er ist in den Menschen und in denen von uns, die für Gerechtigkeit und Freiheit für die kleinen Leute kämpfen.“

Kardinal Urosa sei zudem vor die Nationalversammlung zitiert worden. Er solle dort erklären, wieso seiner Ansicht nach das sozialistische Programm die Verfassung Venezuelas verletze.

„Holländische Spionageflüge“

Unterdessen nahm Chávez auch die Niederlande ins Visier: Holländische Militärflugzeuge hätten in den vergangenen Tagen mehrfach Venezuelas Luftraum verletzt. Chávez sagte, die Niederlande führten von ihren Besitzungen in der Karibik, darunter den Inseln Curaçao und Bonnaire, im Auftrag der USA Spionageflüge durch.

Aus Den Haag hieß es, man habe in der Karibik keine Maschinen in der Luft gehabt. Chávez hatte früher schon gedroht, die sechs Inseln der Niederländischen Antillen nahe der Küste Venezuelas zu annektieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2010)

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