Mit Haut, Haar und Federn

„Evidenzbasiert“: Was Naturwissenschaft kann (und was nicht)

Wissen macht frei, denn es erlaubt die Wahl zwischen rationalen Alternativen und führt zu (selbst)verantwortlichen Entscheidungen.

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Mein Lobpreis der Wissenschaft und der evidenzbasierten Politik vor zwei Wochen blieb nicht unwidersprochen. Viele Leute erwarten offenbar von der Wissenschaft „Wahrheit“ und Klarheit, nicht aber divergierende Stellungnahmen. Eine Schnittmenge fängt auch nur wenig mit Selbstverantwortung an und fordert stattdessen klare Regeln von Seiten der Obrigkeit. Verständlich, denn der Wunsch nach Geborgenheit in klarer Leadership ist typisch menschlich. Vor allem aber führt ein Mangel an Wissen und Bewusstsein über das Wesen der Naturwissenschaft dazu, sich lieber an Formalismen zu klammern, als das Wagnis einzugehen, selber zu denken. Grüßt nicht etwa Gesslers Hut, wer einsam im eigenen Auto die Maske trägt?

Es erreichte mich folgendes Mail: „Sie sehen tatsächlich ,evidenzbasiertes‘ Handeln ausgerechnet im Zusammenhang mit Corona? Der Politik kann man wohl noch den geringsten Vorwurf machen . . . Aber die Naturwissenschaft: Evidenzbasiert ist da aktuell wenig . . . Beispiel Gefährlichkeit des Virus: Nach Drosten (und anderen, denen die Politik in Österreich und Deutschland folgt) ist die Sterblichkeit von Corona „10- bis 20-fach höher“ als bei Influenza (Interview in der „ZiB 2“ bei Armin Wolf, 24.4.), das hieße also ca. 1-2 %. Anders etwa Streek in der aktuellen Gangelt-Studie: ca. 0,3 %“. Es folgt weitere Evidenz für scheinbare wissenschaftliche Inkonsistenz, bevor die Stellungnahme mit der Frage endet:„Entzaubert sich aktuell die Naturwissenschaft selbst?“

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