Der Nuklearphysiker Shahram Amiri habe für seine wertvollen Informationen über Irans Atomprogramm mehr als fünf Mio.Dollar erhalten, berichtet die „Washington Post“ unter Berufung auf einen Regierungsmitarbeiter.
Wien/Washington (hd). Die Antwort der USA im Propaganda-Schlagabtausch mit dem Iran ließ nicht lange auf sich warten: Kaum hatte Teheran am Donnerstag triumphal die Heimkehr eines Atomwissenschaftlers gefeiert, der behauptet, vom US-Geheimdienst CIA entführt worden zu sein, versuchten Washingtoner Regierungskreise, die Party zu stören.
Der Nuklearphysiker, Shahram Amiri mit Namen, habe für seine wertvollen Informationen über Irans Atomprogramm mehr als fünf Mio. Dollar erhalten, berichtet die „Washington Post“ unter Berufung auf einen Regierungsmitarbeiter. Washington behauptete ja immer, dass Amiri „aus freien Stücken“ in die USA gekommen und sich ebenso freiwillig wieder abgesetzt habe, möglicherweise aus Sorge um seine Familie.
Das Geld werde ihm jetzt allerdings nichts nützen, legte der zitierte Beamte süffisant nach: „Alles, was er erhielt, ist jetzt außerhalb seiner Reichweite, dank der Finanzsanktionen gegen den Iran. Er ist weg, sein Geld aber nicht. Wir haben seine Informationen, dafür haben die Iraner ihn.“ Den USA liegt viel daran, die ganze Affäre trotz der Ausreise des Forschers als Erfolg darzustellen.
Amiri war im Juni 2009 auf der Pilgerfahrt nach Saudiarabien verschwunden. Monate später hieß es in US-Medien, die CIA habe ihn entführt. Widersprüchliche Video-Auftritte Amiris konnten auch kein Licht in die Angelegenheit bringen. Diese Woche tauchte er dann plötzlich in der pakistanischen Botschaft in Washington auf, die Irans Interessen in den USA vertritt, und reiste umgehend heim.
„Bin nur einfacher Forscher“
Seine Version nach der Ankunft in Teheran: Die CIA hätte ihn für Propagandazwecke einspannen wollen und ihm 50 Mio. Dollar angeboten, falls er in den USA geblieben wäre. Seine Kenntnisse über das iranische Atomprogramm versuchte er herunterzuspielen: „Ich bin nur ein einfacher Forscher.“
Amiri (32) forschte an einer Universität, die mit den Revolutionsgarden in Verbindung stehen soll. Diese kontrollieren das iranische Atomprogramm. Das heißt freilich nicht, dass Amiri ein wichtiger Geheimnisträger war.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2010)