Interview

Günther Platter: "Man sollte sich wirklich überlegen, ob man Ischgl derart ans Kreuz nagelt"

Wer kann von sich schon behaupten, in solch einer Situation keine Fehler gemacht zu haben, sagt Günther Platter.
Wer kann von sich schon behaupten, in solch einer Situation keine Fehler gemacht zu haben, sagt Günther Platter.Die Presse/Clemens Fabry
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Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) fordert im „Presse"-Interview mehr „Sensibilität" im Umgang mit Tirol und Ischgl. Über die Zukunft von Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg will er nach dem Bericht der Untersuchungskommission im Oktober entscheiden.

Die Presse: Parallel zu den Lockerungen fließen auch die Hilfsgelder, haben Sie das 400-Millionen-Paket des Landes schon aufgebraucht?

Günther Platter: Wir müssen die Wirtschaft in Abstimmung mit dem Bund ordentlich ankurbeln. 70 Millionen Euro haben bereits die Gemeinden bekommen. Geringverdiener, die in Kurzarbeit oder arbeitslos sind, werden mit Einmalzahlungen unterstützt. Dem Tourismus haben wir 40 Millionen zur Verfügung gestellt. In die Wissenschaft fließen 3,2 Millionen für die Covid-Forschung. Zusätzlich bereite ich mit den Sozialpartnern ein Konjunkturpaket vor, die Höhe steht noch nicht fest. Die 400 Millionen sind also zwar noch nicht ausgegeben, werden aber nicht ausreichen, da auch das nächste Jahr kritisch sein wird.

Mit den Bundesförderungen sind Sie einverstanden?

Der Bund gibt den Rahmen vor, ich bin zufrieden. Auch das Modell der Kurzarbeit ist in Ordnung.

Obwohl Sie die Kurzarbeit bei Mitarbeitern der Tourismusverbände selbst finanzieren müssen, weil der Anteil der Erlöse aus öffentlicher Hand zu groß ist?

Der Bund nimmt sehr viel Geld in die Hand. Die Länder setzen abgestimmt auf die jeweilige wirtschaftliche Situation Abfederungsmaßnahmen.

Die Corona-Pandemie ist für uns alle ein Lernprozess, wir irren uns, lernen dazu und leisten schon einmal Abbitte. Dafür hat jeder Verständnis. Nur Politiker tun sich schwer mit Entschuldigungen. Das hat man bei Ihnen und Ihrem Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg rund um die Ereignisse in Ischgl gesehen, aber auch bei Bundeskanzler Sebastian Kurz nach dem Kleinwalsertal-Fiasko. Warum fällt das Politikern so schwer?

Die Ereignisse in Ischgl waren sehr herausfordernd. Und wie Sie schon sagten, waren auch die Einschätzungen der Experten unterschiedlich. Wir mussten brutale Entscheidungen treffen. Ich bedaure jedenfalls sehr, dass sich Tiroler, Mitarbeiter und augenscheinlich auch Gäste infiziert haben. Das macht mich tief betroffen. Und ich würde niemals behaupten, dass wir alles richtig gemacht haben.

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