Was ist Mode? in welche Richtung wird es weitergehen? Fragen, die sich auch Markus Pires Mata, Designer des österreichischen Labels House of the Very Island's, nun noch dringender stellt als sonst.
Seit 2008 arbeiten Karin Krapfenbauer und Markus Pires Mata als Designduo des von einem größeren Kollektiv gegründeten Labels House of the Very Island's zusammen. In ihrer Arbeit konzentrieren sie sich besonders auf Unisex- und Avantgardemode, welche vor allem durch konzeptionelle Muster und extravagante Schnitt überzeugt. Alle Teile werden nachhaltig produziert.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation um?
Im Moment ist es etwas schwierig. Es geht - ich denke wie für viele andere auch - sehr in Richtung Schadensbegrenzung. Eigentlich sollte die Produktion für die nächste Auslieferung laufen und gleichzeitig eine neue Kollektion erstellt werden, dem ist aber nicht so. Tief durchatmen hilft mir gerade sehr dabei ruhig zu bleiben.
Wie kann es in der Mode weitergehen, was wird sich Ihrer Meinung nach verändern?
Durch die Absage der Men's Fashion Week und Couture Shows in Paris kommenden Juni sucht man noch intensiver nach neuen Präsentationsformen. Etwa online in Form eines Streams. Es ist natürlich auch prinzipiell die Frage im Raum - was ist die "Mode" jetzt? Sind es mehr Kooperationen, mehr Revivals, mehr Marketing, mehr kurze Hypes, mehr Kollektionen im Jahr? Kann, will, muss man dieses System aufrechterhalten?
Gibt es so etwas wie "Mode" noch oder ist es einfach Kleidung? Sind Themen wie Nachhaltigkeit, Agender/all-Sexes Kollektionen, die für viele kleinere oder Avantgarde-Labels selbstverständlich oder implizit sind, nur ein positiver Trend und nächste Saison vergessen oder werden sie Konsens?
Gibt es Modelle, die jetzt besonders gern gekauft werden?
Ja. Mein Lieblingsstück aus der aktuellen Sommerkollektion "Klecks" ist das asymmetrische Hemd "Spoiler“. Klassischer Hemdenstoff in Streif mit neon-rosa Streifen und Hemdsaum in Klecksform.
Welche Art von Unterstützung würde Ihnen jetzt besonders helfen, bekommen Sie Unterstützung aus einem der Hilfsfonds?
Unbürokratische, schnelle finanzielle Unterstützung für Verluste durch die Krise wäre nötig. Wie viele Klein- und Mittelunternehmen oder Ein-Personen-Unternehmen bekommen auch wir keine Unterstützung aus einem der Hilfsfonds. Die groß angekündigte Hilfe bleibt aus. Wir sind daran, Strategien zu finden, um trotzdem zu überleben.
Um welche Strategien handelt es sich, wollen Sie uns darüber mehr erzählen?
Wir sind gerade an der Planung eines Sub-Labels namens House of the Very House mit starkem Wien-Bezug. In Kooperation mit dem Samstag-Shop und Wiener Unart, meiner Lieblingsdruckerei in Wien,
werden limitierte Serien von T-Shirts produziert. Alles wird natürlich biologisch nachhaltig hergestellt. Die ersten werden wieder aufgelegte Klassiker mit „Häppy house" und dem „Klassenkampf“-Druck.
Kann die Krise auch eine Chance für eine positive Entwicklung darstellen? Wie könnte dies aussehen?
Ich denke, dass es mehrere Wege gibt, die aber so noch nicht vorhersehbar sind. Zum einen müsste die Zivilgesellschaft die neoliberale Geiselhaft, die als freiwillig verkauft wird, durchbrechen, sich gegen sie wenden und vertikale Machtstrukturen zerstören. Ein anderer Weg wäre, "Back to normal“. Koste es, was es wolle. Aber, was hat „normal" davor geheißen?