Kulturpolitik

Andrea Mayer: „Ich kenne alle Player“

Andrea Mayer
Andrea MayerAPA/ROLAND SCHLAGER
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Die neue Staatssekretärin genießt als ehemalige Spitzenbeamtin das Vertrauen der Künstler. Ihre Verhandlungsposition ist aber keine einfache.

„Life is what happens to you while you're busy making other plans“: Das Zitat aus John Lennons „Beautiful Boy“ beschreibe gerade ihren Gemütszustand, sagte Andrea Mayer, als sie am Dienstag zum ersten Mal als designierte neue Kulturstaatssekretärin vor die Medien trat. Am Mittwoch soll sie angelobt werden. Der Aufstieg zur obersten Kulturpolitikerin des Landes mag ihr überraschend passiert sein, doch er lag durchaus nahe: Drei Jahrzehnte lang war Andrea Mayer (vormals Ecker) in für Kunst zuständigen Ministerien tätig, sie kennt den Beamtenapparat, die Kulturlandschaft und die Herausforderungen der Kulturpolitik wie vielleicht keine andere.

Und nicht, dass ein Zitieren von John Lennon dafür ein Beweis wäre, aber sie beteuert auch ihre persönliche Zuneigung zur Kunst – und das glaubhaft: In Kulturkreisen wurde Mayers Ernennung einhellig begrüßt. Ihre Vorgängerin Ulrike Lunacek, die nach einem Proteststurm aus der Szene das Handtuch warf, scheiterte auch daran, dass sie keinen Draht zu den Kulturschaffenden fand und kein ehrliches Interesse an deren Anliegen vermittelte. Dass Mayer nun so gut aufgenommen wird, freute Vizekanzler Werner Kogler sichtlich, der bei ihrer Präsentation gleich einige prominente Fürsprecher aufzählte. Ein „echter Profi“ sei Mayer, die vom Erweiterten Bundesvorstand der Grünen quasi einstimmig nominiert wurde (28 Ja-Stimmen, eine ungültige): „Sie kennt sich aus, sie ist ebenso vernetzt wie kompetent.“

„Ich kenne alle Player“

Ihre Karriere begann die 1962 geborene Mayer nach ihrem Jus-, Geschichte- und Germanistik-Studium – während dessen sie auch beim roten Studentenverband VSStÖ tätig war – in den 1990er Jahren im Kulturministerium von Rudolf Scholten (SPÖ). Später wechselte sie ins Wissenschaftsministerium und war an der Reform beteiligt, die die Kunsthochschulen zu Universitäten machte. Unter Claudia Schmied wurde sie 2007 Chefin der Kunstsektion, unter Josef Ostermayer erweiterte sich 2015 ihre Verantwortung, als die Sektionen Kunst und Kultur fusioniert wurden. Zudem saß und sitzt Mayer in zahlreichen Gremien und Findungskommissionen. Sie genoss Gewicht in kulturpolitischen Entscheidungen, war an Postenbesetzungen beteiligt und bearbeitete etwa als Kuratoriumsvorsitzende des Belvedere die Turbulenzen um den Abgang von Agnes Husslein.

2017 holte Alexander van der Bellen die Mutter von Zwillingen als Kabinettsdirektorin in die Hofburg. Drei Jahre lang leitete sie seine Präsidentschaftskanzlei. Sich selbst beschreibt Mayer als krisenerprobte Managerin, nachgesagt werden ihr Ruhe, Durchsetzungskraft und Pragmatismus. Und eine gewisse Bürokratenmentalität, was sie mit Humor nimmt: „Ich war eine leidliche Klavierspielerin, nicht sehr talentiert, aber ich habe brav geübt. Das passt wohl zur Beschreibung“, sagte sie auf die Frage eines Journalisten nach ihren kulturellen Begabungen.

Ihr jüngster Karriereschritt sei für Mayer eine „Heimkehr“. Die Beamtenschaft wird sie nun erstmals in politischer Rolle dirigieren: „Ich kenne alle Player, alle Mitarbeiter, ich kenne ihre Qualitäten. Es ist eine große Hilfe, wenn man weiß, wen man wofür zu Rate ziehen kann.“

Die Kulturszene freut sich, dass die neue Staatssekretärin kundig und vernetzt ist: „Sie kann sofort zum Hörer greifen und die Betroffenen anrufen“, sagte KHM-Generaldirektiorin Sabine Haag. „Sie hat im Kuratorium der Salzburger Festspiele bereits bewiesen, dass sie es kann“, meinte Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler: „Sie hat Kompetenz, Verhandlungsgeschick und Standfestigkeit. Und was auch ganz wichtig ist: eine große Freude an Kunst und Kultur.“ Auch Herbert Föttinger (Josefstadt) und Klaus Albrecht Schröder (Albertina) attestieren ihr hohe Kompetenz, ebenso die Wiener Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler. Und selbst für die grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger, die das Amt bekanntermaßen gerne gehabt hätte, ist Mayer „die Beste für diesen Job“.

Einarbeiten muss sich Andrea Mayer nicht. Konkrete Antworten auf die Forderungen der Kulturschaffenden hatte sie am Dienstag aber auch nicht: Sie kündigte „unbürokratische“ Hilfe für freischaffende Künstler und eine finanzielle Absicherung für Institutionen an, ohne Details zu nennen. Eine Herausforderung, an der Lunacek scheiterte, bleibt: Als Staatssekretärin hat sie wenig mitzureden am Ministertisch; um ihre Anliegen durchzubringen, muss sie auch Kogler zu mehr Vehemenz in den Verhandlungen animieren. Doch sie zeigt sich zuversichtich: Sie kenne den Finanzminister „Blümel sehr gut und denke, dass wir umgehend in Gespräche treten werden.“ Zudem habe sie immer an Schnittstellen gearbeitet – zwischen Kultur und Politik, zwischen Politik und Verwaltung. Das sei es, was sie gereizt habe, auch diesen Job anzunehmen.

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