Schlagabtausch

Wien vs. Innenministerium: Anschober mahnt Zusammenhalt ein

Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne)
Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne)APA/GEORG HOCHMUTH
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Der Gesundheitsminister lädt das Innenministerium zur gemeinsamen Arbeitssitzung, um das Vorgehen hinsichtlich des „Corona-Clusters“ Wien-Niederösterreich zu beraten.

Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) ruft zur Geschlossenheit auf, um die Ausbreitung des Coronavirus weiter eindämmen zu können - insbesondere in Wien und Niederösterreich, wo zuletzt ein „Corona-Cluster“ mit mehr als 100 Infizierten entdeckt worden ist. Es handelt sich dabei um Fälle aus Postverteilerzentren in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) und Inzersdorf (Wien-Liesing), die in direktem Zusammenhang mit Fällen in der Asyl-Unterkunft Wien Erdberg stehen. Dieser Umstand hat auch zu einem unfreundlichen Schlagabtausch zwischen der Stadt Wien und dem Innenministerium geführt, dessen Ende Anschober am Dienstag in einer Aussendung einmahnt.

Außerdem kündigte der Minister in einer Aussendung an, zur nächsten gemeinsamen Arbeitssitzung zum Cluster auch das Innenministerium einzuladen. Denn: „Hier braucht es jetzt Zusammenarbeit in allen Bereichen. Nur so können wir Österreich weiterhin mit ruhiger Hand durch die Krise führen und die schwerste Pandemie seit Jahrzehnten relativ gut überstehen."

„Die Corona-Krise ist noch nicht vorbei“ 

Grundsätzlich, so der Gesundheitsminister, könne man mit der aktuellen Entwicklung zufrieden sein, denn die Zahlen würden weiter sinken. Seit Montag wurden 52 Neuinfektionen und 64 Neugenesene gemeldet, in Spitälern befänden sich momentan 182 Patienten. „Die Richtung stimmt also weiterhin, wir müssen die Strategie konsequent fortsetzen und überall dort, wo es zu einzelnen Ausbreitungsclustern kommt, diese schnell und konsequent eingrenzen. Dafür haben wir 'Containment 2.0' mit schnellen Testungen und einer neuen Teststrategie sowie raschem Kontaktpersonenmanagement entwickelt", betonte Anschober.

Die Gesundheitsbehörden in Wien und Niederösterreich werden bei der Eingrenzung des aktuellen Clusters ab sofort auch von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) und dem Gesundheitsministerium unterstützt, etwa durch eine Erweiterung der Testungen. „Diese Zusammenarbeit funktioniert gut. Und wir müssen klären, ob es sich um ein generelles Risiko im Bereich prekärer Arbeitsverhältnisse und Wohnsituationen handelt. Dieses Risiko zeigen auch aktuelle Entwicklungen in anderen Staaten, und darauf werden wir unsere Testungen in Zukunft auch konzentrieren“, so Anschober.

Zugleich warnte er: „Die Corona-Krise ist noch nicht vorbei. Wir sind gut unterwegs, aber ein kleiner Fehler, eine kleine Unachtsamkeit, ein kleines Unterschätzen können ausreichen, um eine zweite Welle auszulösen.“ Ziel müsse sein, das „mit aller Kraft“ zu verhindern, da andernfalls das gesellschaftliche Leben, aber auch die Wirtschaft in eine „katastrophale“ Lage kämen. „Dafür braucht es die Zusammenarbeit aller. Aus meiner Sicht ist die Bekämpfung der Krise weiterhin vielfach wichtiger als Parteipolitik", appellierte Anschober - und meinte damit wohl die Stadt Wien und das Innenministerium, auch wenn er diese nicht explizit nannte.

Der Hintergrund: Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte zuletzt eine „Mahnung“ ausgesprochen und beklagt, dass sich Wien wie ein weißer Fleck auf einer roten Österreich-Karte verhalte, da hier keine „Überwachung von Quarantänemaßnahmen durch die Polizei" stattfindet. Auch beanstandete er, von den Clustern mit 100 Infizierten aus den Medien erfahren zu haben.

(Red./APA)

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