Im Nicht-Corona-Teil der Legislaturperiode wird die Rückgewinnung der Kulturszene wohl eines der eher kleineren Probleme der Grünen sein.
Noch vor gut zweieinhalb Jahren gehörten Grün-Wähler einem ziemlich exklusiven Kreis an: Mit 3,8 Prozent oder knapp 190.000 Stimmen (umgerechnet in die momentan geläufige Zahlenwährung etwa elfmal mehr als bisher an Covid-19 Erkrankte in Österreich) flog Not-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek mit ihrer Partei überraschend deutlich und deutlich überraschend aus dem Parlament. Werner Kogler würde wohl noch heute den außerparlamentarischen Christian Lindner geben und nicht den Vizekanzler, wäre da nicht unerwartet Unterstützung von Peter Pilz (in Alpbach), Greta Thunberg (an Freitagvormittagen) und Heinz-Christian Strache (in Form eines Balearen-Tiefs) gekommen. Im Herbst 2019 sammelte Kogler dann mit neongrüner Sonnenbrille und Jazz-Händen knapp 665.000 Stimmen ein (13,9 Prozent), und nach recht geräuschlosen Koalitionsverhandlungen gelobte Anfang dieses Jahres Alexander Van der Bellen die historisch erste Regierung aus Volkspartei und Grünen an. Und dann kam das Virus um die Ecke.
Doch die Grünen stehen nach dem Abgang von Kogler-Weggefährtin Lunacek vor weit kniffligeren Herausforderungen als „nur“ durch die Nachbesetzung der wohl geeigneten, in der Branche geschätzten, in der SPÖ sozialisierten Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer das verlorene Vertrauen der Kulturschaffenden zurückzugewinnen. Für die Anknüpfung an das widerständige Wiener Kulturnetz wird Mayer jedenfalls verlässlich sorgen.