Farm-to-Fork

EU-Kommission will eine Wende in der Lebensmittelproduktion

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Mit der "Farm-to-Fork"-Strategie sollen weniger Pestizide, Antibiotika und Dünger zum Einsatz kommen und biologische Landwirtschaft gestärkt werden.

Die EU-Kommission will einen tief greifenden Wandel der Lebensmittelproduktion hin zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit herbeiführen. Die Brüsseler Behörde enthüllte am Mittwoch Pläne, die unter anderem eine Halbierung des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft bis 2030 und die Einführung eines verpflichtenden Nährwertlogos auf Lebensmitteln vorsehen.

Bis 2030 sollen darüber hinaus der Einsatz von Düngemitteln um 20 Prozent und der Verkauf von für Nutztiere bestimmten Antibiotika um 50 Prozent reduziert werden. Auch soll ein Viertel der landwirtschaftlichen Fläche in Europa bis dahin durch Bio-Landwirtschaft bewirtschaftet werden. Um den Einsatz neuer Technologien zu fördern, soll es bis 2025 in allen ländlichen Gebieten schnelles Internet geben.

Ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit

Der EU-weite Bio-Anteil bis 2030 soll von derzeit 7,7 Prozent auf 25 Prozent gesteigert werden, damit die geplante Reduktion des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pestiziden um die Hälfte erreicht werden kann. Maßnahmen zur Stärkung des Absatzes von Bioprodukten ergänzen diese Strategie. Die Obfrau und Biobäuerin Gertraud Grabmann von Österreichs Biobauern-Verband Bio Austria nannte die Strategie ein "positives Signal für die Umgestaltung der Landwirtschaft hin zu einer gleichermaßen ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit". Die Bio-Landwirtschaft würde Bedürfnisse der Bäuerinnen und Bauern und jene der Umwelt, des Klimas und auch der Gesellschaft gleichermaßen gut erfüllen.

Europas Umwelt- und Konsumentenschützer begrüßten die Pläne und forderten eine rasche Umsetzung. Von Landwirten kam heftige Kritik. "Die Ernährungssysteme sind wichtige Verursacher des Klimawandels", sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Natürlich habe der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit einen Preis, "aber der Preis der Untätigkeit wäre für uns alle noch größer". Weniger Pestizide trügen zum Schutz der Ökosysteme und der Artenvielfalt bei.

Angriff auf Landwirtschaft durch immer mehr Auflagen

Bei den Landwirten waren diese Pläne schon länger umstritten. Bauernverbände und der Agrarausschuss des EU-Parlaments hatten wegen der Corona-Krise eine Verschiebung gefordert. Der Präsident des deutschen und europäischen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sprach nun von einem "Generalangriff auf die gesamte europäische Landwirtschaft". Wegen immer neuer Auflagen drohe "die Aufgabe einer großen Zahl an landwirtschaftlichen Betrieben" und die "Abwanderung der europäischen Lebensmittelproduktion in Drittstaaten".

Der für den Klimaschutz zuständige EU-Kommissionsvize Frans Timmermans hatte wie auch bei den Klimaschutzplänen seiner Behörde Verzögerungen strikt abgelehnt. "Wenn uns die Corona-Krise eins gelehrt hat, dann ist es, (...) dass wir die Art und Weise, wie wir leben, produzieren und konsumieren, nachhaltiger machen müssen", bekräftigte er. Deshalb müsse auch der geplante Corona-Wiederaufbauplan eng mit grünen Kriterien verknüpft werden.

(APA/AFP)

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