Morgenglosse

Menschenmassen am Donaukanal: Es geht auch woanders

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Im Freien ist die Ansteckung mit dem Coronavirus geringer. Aber ist es deshalb ungefährlich, dass sich in Wien so viele Menschen am Donaukanal treffen?

Am Donaukanal in Wien, da ist es derzeit fast wie früher. In den vergangenen Jahren wurden die Promenaden am linken und rechten Ufer zu beliebten Treffpunkten, immer mehr Lokale und Clubs haben dort aufgemacht. Man kann entspannt am Wasser sitzen und der Sonne beim Untergehen zusehen, das weckt Urlaubsgefühle mitten in der Stadt. Nun, nach den strengen Ausgangssperren, darf man sich wieder treffen – und das tun derzeit viele Menschen am Donaukanal. Sehr viele Menschen. Freunde erzählen von regelrechten Menschenmassen. Der Abstand zwischen den vielen Gruppen ist – zumindest soweit das man durch Fotos beurteilen kann – geringer als der eine Meter, der uns Bürgern seit Wochen eingebläut wird.

Nun weiß man: Im Freien ist die Ansteckungsgefahr geringer. Viele treffen sich mit Freunden – mittels Contact Tracing wäre eine Ansteckungskette also nachvollziehbar, die Verbreitung des Virus eingrenzbar. Nur: Muss man dieses Risiko wirklich eingehen? Es könnte einen Jemand anniesen, wer zu später Stunde aus der fremden Bierdose trinken, etc. Ungefährlich ist es derzeit nirgends, wo viele Menschen aufeinander treffen.

Der Zug zum Donaukanal ist verständlich, er liegt zentral und Anrainer beschweren sich auch nicht. Aber wieso trifft man sich nicht einfach woanders? An einem Ort, der weniger angesagt ist, wo man besser ausweichen kann?

Wie wäre es mit dem Uni-Campus im Alten AKH, da gibt es immerhin acht Höfe und vor dem Narrenturm eine Wiese. Der weitläufige Prater (ehe die Gelsenplage einsetzt). Der Heldenplatz. Auch im Museumsquartier gibt es mehrere Höfe. Zwischen dem KHM und dem NHM kann man nett sitzen. Rathausplatz und -park werden endlich einmal nicht durch ein Event belegt. Was ist mit den Plätzen im Ersten, oder wird man da schnell gebeten zu gehen? Die Stiege zur Stadtbücherei ist schön breit. Wer fit am Rad ist, dem sind die Wiesen im 18. und 19. Bezirk und freilich auch die Donauinsel (deutlich flacher Wiens Nordwesten) empfohlen. In den einen oder anderen Beserlpark kann man sich vielleicht auch mal trauen.

Wien ist groß. Es muss nicht immer der Donaukanal sein.

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