Hexameter im Kopf, Löcher im Dach. „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg (1839) hatte ein reales Vorbild.
Künstlerexistenz

Die brotlose Kunst

Carl Spitzwegs „Armer Poet“ ist keine romantische Projektion, der arme Künstler mehr als nur ein gängiger Topos. Die wirtschaftliche Existenz der Kreativen war oft prekär, auch ganz ohne Virus. Über den Crash von künstlerischen Existenzen.

Ist es das Symbolbild unserer krisengeplagten Kunst- und Kulturszene? 1839 malte Carl Spitzweg sein Ölbild „Der arme Poet“, es zeigt einen mittellosen Autor in seiner undichten Dachkammer, es ist Winter, doch der Ofen ist feuerlos, eine Matratze auf dem Boden ist das Bett. Zwischen den Fingern seiner Hand zerknackt er einen Floh: Welch Diskrepanz zwischen Hexametern im Kopf und Ungeziefer auf der Haut!

Das Vorbild für den Hungerleider ist bekannt: Es war der verarmte Münchner Gelegenheitsdichter Mathias Etenhueber aus dem 18. Jahrhundert. Für seine Huldigungsverse an Kaiserin Maria Theresia bekam er sogar eine goldene Ehrenmedaille, doch irgendwann ging es bergab mit dem Verseschmied und Münchner „Hofpoeten“ (einem Titel ohne Mittel). Im Nachruf hieß es dann: „Er wurde vielleicht zum Dichter geboren, zuletzt war er (nicht zu unserem Ruhm) ein Gegenstand der Dürftigkeit und des einzigen Mitleids.“

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