Bühnenbild von Hermann Nitsch: „Mythos“-Erstaufführung, 1999 an der Wiener Staatsoper.
Augenblicke

Hermann Nitsch: Blut und Spiele, Ekel und Ekstase, Rituale und Tabus

Voller Begeisterung und Intensität huldigt Hermann Nitsch der „Überhöhung des Lebens“. Lange Zeit schockiert der Aktionskünstler mit seinem Orgien Mysterien Theater im Weinviertel. Heute sieht man seine Werke in London, New York, Paris.

Die Weinviertler Gemeinde Prinzendorf an der Zaya hat zwei Sehenswürdigkeiten: Das Erdäpfelmuseum und einen Künstler, der ein Leben lang provoziert. Hermann Nitsch. Der zur Skandalfigur hochstilisierte Aktionist polarisiert von Anfang an: In einem feuchten Keller – „Achtung! Erregung öffentlichen Ärgernisses“ warnt das Schild vor dem Lokal in Wien Brigittenau – treffen sich vor fast 60 Jahren Künstler zu exzessiven Orgien. Darunter zur Blutorgel, einer Einmauerungsaktion, die als Beginn des Wiener Aktionismus gilt.

Vom 1. bis 4. Juni 1962 riegeln Hermann Nitsch, Otto Muehl und Adolf Frohner den Ausgang des Kellers mit einer Mauer ab und frönen der schrankenlosen Enthemmung. In einer revolutionären Performance soll „die von Krieg und Propaganda vergiftete Kunst einen neuen Sinn bekommen, sinnlicher werden und Tabus brechen (. . .), die ganze Materie des Kosmos wollen wir verwandeln (. . .) und Alkohol soll den Körperpanzer sprengen.“

»Die Orgien erschüttern aufgebrachte Ästheten, Moralisten und Tierschützer.


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Bei jenem Happening wird auch ein Lamm geschlachtet und gehäutet, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt, in einen Gewölbebogen genagelt, die Innereien auf einen Tisch gelegt und mit Blut und heißem Wasser übergossen.

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