Leitartikel

Ibiza à la Brasilia: Ein Video als Sittenbild der Bolsonaro-Clique

Präsident Jair Bolsonaro.
Präsident Jair Bolsonaro.(c) REUTERS (ADRIANO MACHADO)
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Brasilien taumelt in der Coronakrise in eine Staatskrise, die den ultrarechten Präsidenten entzaubert. Eine Tragödie – jetzt, da Führungskraft gefragt wäre.

Jetzt hat auch Brasilien „seine“ Version des Ibiza-Videos. Wochenlang hatte die Nation über eine Regierungssitzung des Präsidenten Jair Bolsonaro geraunt, in der es heftig und deftig zugegangen sein soll. Mit dem Sanktus der Justiz platzte am Wochenende ein Mitschnitt just mitten am bisherigen Zenit der Corona-Epidemie, die das Riesenland zwischen Amazonas und den Iguazú-Fällen im Süden immer stärker in einen Abwärtssog zieht. Massengräber in São Paulo und Manaus schockieren die Brasilianer, und die Coronakrise könnte sich zu einer veritablen Regierungskrise, am Ende womöglich sogar zu einer Staatskrise auswachsen.

Wie die Finca-Falle für Heinz-Christian Strache und seinen Adlatus Johann Gudenus auf der balearischen Party-Insel stellt das Video der Kabinettssitzung in Brasilia den Staatschef und seine „Spießgesellen“ bloß.

Da zetert Bolsonaro in Kraftausdrücken über die Gouverneure in São Paulo und Rio de Janeiro, die seine Politik in der Coronakrise konterkarieren und eine Quarantäne verhängt haben, um eine Explosion der Covid-Infektion in den Metropolen samt ihren Favelas einzudämmen. Da tobt er gegen den Polizeichef und die Exekutive, da will der Bildungsminister die Höchstrichter am liebsten ins Gefängnis werfen. Und da schlägt der Umweltminister zynisch vor, im Schatten der Pandemie Regularien auszuhebeln, um den Kahlschlag am Amazonas zu forcieren.

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