Man muss nicht zusammen sein, um kreativ zu sein

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Online verbunden(c) APA/AFP/OLIVIER DOULIERY (OLIVIER DOULIERY)
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Online. Corona hat die Art und Weise, wie wir beruflich kommunizieren, stark verändert. Das gilt nicht nur für Besprechungen, sondern auch für Beratung und Kreativprozesse. Zwei Beispiele aus den vergangenen Tagen.

Videokonferenzen, Webinare, E-Learning-Formate. Ja, das sind keine Erfindungen der Coronazeit. Dennoch wurden sie noch nie so stark frequentiert wie in diesen Tagen. Und sie bringen erstaunlich gute Ergebnisse und positive Erlebnisse für die Teilnehmer. Zwei Beispiele dafür aus den vergangenen Tagen.

Kollegiale Fallberatung ist ein Instrument, bei dem Menschen, die an einem bestimmten Thema interessiert sind, zusammenkommen. Gemeinsam suchen sie nach Lösungen für ein konkretes Problem, für einen „Fall“, den der „Fallgeber“ präsentiert. Die „Berater“ die nicht notwendigerweise alle Umstände im Detail kennen, bringen ihre Vorschläge und ihre Perspektive von außen ein.

Dass dies auch im virtuellen Raum funktionieren kann, zeigte sich bei der Veranstaltung „Erfolgsfaktor Employer Branding“, die ursprünglich in den Räumlichkeiten von Gastgeber Willhaben in Kooperation mit Strategie Austria hätte stattfinden sollen, dann aber ins Netz verlegt werden musste. In drei parallelen Workshops, die von Barbara Pertl, Employer-Branding-Expertin bei Willhaben, ausgewählt wurden, arbeiteten die rund 70 Teilnehmer via Zoom an je einem Employer-Branding-Fall. Danach wurden die Ergebnisse dem Plenum präsentiert.

Was die Crowd alles kann

Von Anfang an rein für das Netz konzipiert war der Open-Innovation-Workshop „CoCreate 2020“ den Elisabeth Leyser, Managing Partner bei Hill Management, organisiert hatte. „Warum die ,Superpower‘ der Crowd nicht auch für die bestmögliche Gestaltung der Zukunft nach dem Corona-Shutdown nützen?“, war ihre Ausgangsfrage. Und wie lassen sich zentrale gesellschaftliche Herausforderungen und Anliegen durch kollaborative, intelligente Ansätze lösen?

Rund 100 Teilnehmer erarbeiteten räumlich voneinander getrennt innerhalb von zehn Stunden, aufgeteilt auf drei Tage, mehrere Projekte, die, sagt Leyser, „sonst wohl so nicht möglich gewesen wären“.

So wurde die Idee eines Spiels, des „WertEschöpfungspiels“ bearbeitet: In einem Dorf leben im Jahr 2015 zehn Familien. In ihrem Leben sollen nachhaltige Werte erfahrbar und erlebbar sein und in drei Schritten zur Wirklichkeit werden. Erstens: Gemeinschaftlich spielen, in Freude über die gewandelte Welt staunen. Zweitens: Praxisgruppen real und regional gründen, die kleine Projekte umsetzen. Und drittens: Daraus entstehende größere Projekte verwirklichen.

Ein anderes Projekt mit dem Titel „Challenges“, das bei CoCreate entwickelt wurde, will mit spielerischen Wettbewerbselementen bei Unternehmenstransformationen unterstützen: Grundlage ist ein „Ideen- und Informationsbaukasten“ für Unternehmen, der es ermöglicht, jeden Monat neue kleine Herausforderungen anzunehmen, die einen positiven Einfluss sowohl auf die Mitarbeiter als auch auf die Umwelt und Gesellschaft haben. Denn: Es sind die kleinen, täglichen Veränderungen, die in der Summe Großes bewirken können.

Daneben wurde an diesen drei Online-Workshoptagen auch eine Meta-Plattform namens „Ideenkultivierer“ entwickelt, die Geld- und Ideengeber, Unterstützer und Umsetzer zusammenbringen will, um in kurzer Zeit Zukunftsweisendes umzusetzen.

Etwas hat dann doch gefehlt

Eines aber räumt Leyser ein: Trotz aller kreativer Energie hätten doch einige Punkte gefehlt: Das 100-prozentig flüssige Gespräch, dass der Zeitverzögerung durch die Videoübertragung geschuldet ist. Und damit verbunden der gemeinsame Moment der Inspiration und des Durchbruchs. Dieser lasse sich eben nur spüren, wenn man physisch zusammen ist.

Was virtuellen Formaten immer auch fehlt, ist der informelle Teil, das gemeinsame Essen, Trinken und Reden – was manchmal auch ein Vorteil sein kann. (mhk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2020)

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