Netzwerken für die Nachhaltigkeit

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Es tut sich was, beim nachhaltigen Bauen. Das zeigt sich an realisierten Projekten. Und an der zunehmenden Vernetzung der verschiedenen Professionen.

Kurz und bündig, konkret und prägnant: Wenn etwas à la „Pecha Kucha“ präsentiert wird, muss es schnell gehen. 20 Bilder, für jedes gibt es 20 Sekunden. Und dann ist der Vortrag aus – das sind die Regeln der Präsentationstechnik „Pecha Kucha“. Bei den „Architekturtagen“ im letzten Mai lernten Planer so, ganz auf die Schnelle, verschiedene innovative Baumaterialien kennen, schwimmenden Beton etwa. Man muss sich etwas einfallen lassen, um die verschiedenen Akteure der Bau- und Immobilienbranche zu vernetzen – das war der Hintergedanke bei diesem Event, das die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (Ögni) veranstaltet hat. Und tatsächlich: Nach den Präsentationen diskutierten Architekten und Vertreter der Bauindustrie angeregt über „Material für die Zukunft“, so das Motto der Vorträge. „Die Bau- und Immobilienbranche ist mitten in einem Paradigmenwechsel hin zur Nachhaltigkeit. Und das Format Pecha Kucha ist Teil des Denkens, das wir brauchen, um Innovationen, neuen Materialien und neuen Konzepten zum Durchbruch zu verhelfen“, sagt Philipp Kaufmann, Gründungspräsident der Ögni.

In kleinen Schritten

Dieser Paradigmenwechsel macht sich schon bemerkbar. „Die Veränderungen kommen in kleinen Schritten“, sagt Architekt Heinz Neumann, unter anderem verantwortlich für Bauten wie den Uniqa-Tower, das Haus der Forschung oder das Büroprojekt Euro Plaza. Es lassen sich bereits Entwicklungen erkennen: „So zum Beispiel geht man mit den Fensterflächen nicht mehr so sorglos um wie früher.“ Intelligente Fassaden seien gefragt. „Schließlich bestimmt das Verhältnis von vertikalen Fensterflächen zu massiven Bauteilen den Energiehaushalt eines Gebäudes enorm mit.“ Isolieren, Heizen und Kühlen sind für den Experten weitere wichtige Faktoren – Bereiche, die eine enge Zusammenarbeit mit Haustechnik-Fachleuten unabdingbar machen. Die Nachhaltigkeit ist ein Thema unserer Zeit – und sie wird die architektonischen Formen mitbestimmen, sagt Neumann. Seine Hoffnung: „Dass künftig die Ernsthaftigkeit im Umgang mit den Ressourcen bei einem Gebäude auch ablesbar wird.“

Zusammenarbeit, Vernetzung: Das sind für Christoph Achammer, CEO und Partner bei ATP Architekten und Ingenieure und Professor für Industriebau an der TU Wien (Institut für Interdisziplinäres Baumanagement), wesentliche Voraussetzungen für nachhaltiges Bauen. „Integrale Planung“ lautet das Konzept, ein Gegenentwurf zur weitverbreiteten „sequenziellen“ Methode, bei der Architekt, Tragwerksplaner und Haustechniker mehr oder weniger unabhängig voneinander, jedenfalls aber zeitversetzt, an einem Gebäude arbeiten. „90 bis 95 Prozent aller Planungsprozesse laufen noch so ab. In vielen anderen Industrien, etwa in der Automobilbranche, ist das schon ganz anders“, plädiert der Experte für mehr Netzwerke, Zusammenschlüsse oder interdisziplinär aufgestellte Firmen in der Immobilienbranche.

Jüngere Generation denkt um

Bei seinen Studenten bemerkt Achammer schon ein Umdenken in die „integrale Richtung“. Die Planung – sie macht meist ein Prozent der Lebenszykluskosten aus – bestimme immerhin 30 Prozent der Investitions- und 50 Prozent der gesamten Lebenszykluskosten. „Ein großer Hebel, an dem man ansetzen kann. Und die jüngere Generation will dieses Potenzial auch ausschöpfen“ – gemeinsam mit den anderen Baubeteiligten.

Gemeinsam gearbeitet wird auch bei der Ögni. Architekten und Bauphysiker, Finanzexperten und Softwareentwickler, Bauträger und Makler sitzen dort zusammen, um beispielsweise Systemvarianten für Immobiliensegmente zu gestalten, nach denen dann Gebäude geprüft und zertifiziert werden können. Diese Woche wurden Varianten für heimische Laborobjekte, Wohnbauten, Bestandsgebäude, Handel und Industrie fertiggestellt. „Das sind Mitmach-Tools, vergleichbar mit Open-Source-Konzepten. Aus der Branche für die Branche“, sagt Kaufmann. Ziel dieser Maßnahme ist es, auf Basis internationaler Vorgaben lokale Adaptionen zu schaffen. Am 22.Juli, beim Sommerfest der Ögni, wird dann weiter vernetzt. Im oberösterreichischen Schloss Parz findet der inhaltliche Auftakt für die Auseinandersetzung mit Bestandsimmobilien statt. Und eine Einschränkung der Redezeit...

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2010)

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