Botschafter im Nebenjob

Richard Grenell: Umstrittener US-Botschafter verlässt Berlin

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Richard Grenell machte sich wenige Freunde an der Spree. Er machte Druck gegenüber dem Regime im Iran, und er pries Sebastian Kurz als konservativen Shootingstar.

Im Außenministerium am Werderschen Markt in Berlin werden viele deutsche Diplomaten von Minister Heiko Maas (SPD) abwärts den Abgang des US-Botschafters Richard Grenell hinter vorgehaltener Halt mit Erleichterung quittiert haben. Einige werden ihm indes auch nachtrauern, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der mit dem US-Spitzendiplomaten freundschaftliche Bande geknüpft hat.

Grenell, zuvor unter anderem Mitarbeiter des Hardliners John Bolton in der UNO, war in Deutschland vom ersten Tag an umstritten. Zu seinem Antritt vor zwei Jahren hat er die Regierung in Berlin – höchst ungewöhnlich – öffentlich via Twitter zu einem harten Kurs gegen das Regime im Iran aufgefordert. Mit seinem Auftreten machte er sich wenige Freunde. Grenell wirkte nicht hinter den Kulissen, sondern versuchte, die Machtinteressen der Trump-Regierung durchzusetzen. Dass er Sebastian Kurz in einem Interview als Europas konservativen Shootingstar pries, stieß in Berlin auch nicht nur auf Wohlwollen. Viele empfanden dies als Stichelei gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Zuletzt übte er den Botschafterposten in Deutschland nur noch im Nebenjob aus. Der 53-Jährige kümmerte sich als Sonderbeauftragter um Serbien und den Kosovo. In Washington übernahm er interimistisch die Koordination der Geheimdienste – und war für diverse Spitzenpositionen im Gespräch, bis hin zum UN-Botschafter und Sicherheitsberater. Womöglich hat der US-Präsident für seinen loyalen Gefolgsmann schon ein neues Amt in petto. Zuletzt konstruierte Grenell aus dem Fall des nach 24 Tagen zurückgetretenen Sicherheitsberaters Michael Flynn die krude Verschwörungstheorie eines „Obamagate“. (vier)

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