Nachtgastronomie

Der Wiener Clubszene droht der Zusammenbruch

Party und Tanzen bald mit Maske? In den Nachtclubs in China und Südkorea ist das seit März Realität. Heimische Clubs bangen indes weiter um ihre Existenz.
Party und Tanzen bald mit Maske? In den Nachtclubs in China und Südkorea ist das seit März Realität. Heimische Clubs bangen indes weiter um ihre Existenz.(c) Reuters
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Ohne Perspektive und finanzielle Unterstützung droht vielen Clubs bald das Aus, klagen Betreiber. Die Szene will sich nun in einem Verband organisieren, ein Gespräch mit Gesundheitsminister Rudi Anschober soll diese Woche folgen. In der Zwischenzeit hofft man auf eine Verlängerung der Sperrstunde.

Dass sich selbst Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer am Wochenende zu einem Verstoß gegen die geltende Gastro-Sperrstunde hinreißen ließ, könnte mitunter als Indiz dafür gedeutet werden, dass die Zwangspause im heimischen Nachtleben vielen Österreichern inzwischen zu lange dauert. Denn während die vorgezogene Sperrstunde um 23 Uhr schon in Restaurants und Cafés vielerorts als zu früh kritisiert wird, dürfen jene, für die es erst danach so richtig losgehen würde, von vornherein nicht öffnen: Die Rede ist von den rund 3000 heimischen Bars, Clubs und Tanzlokalen, denen in der Krise im März und April zwei ihrer umsatzstärksten Monate des Jahres verloren gingen. Während diese in China und Südkorea nach sechs Wochen wieder öffnen konnten, stehen viele der heimischen Nachtlokale nach zweieinhalb Monaten Stillstand nun vor dem finanziellen Ruin.

Um alternative Einnahmen zu lukrieren, stellen deshalb manche Wiener Clubs derzeit auf andere Alternativen um. Mit Open-Air-Events und Gastronomiebetrieb wollen etwa Pratersauna, Flex, Volksgarten oder Fluc den finanziellen Totalausfall abseits ihrer Tanzflächen kompensieren. Auch das Werk an der Spittelauer Lände startet ab Juni mit der „Kulturterrasse Werk“ ein Alternativprogramm, um bei freiem Eintritt zu einer „gemütlichen Sommeroase für Kunst und Kultur“ zu laden, wie Inhaber Stefan Stürzer der „Presse“ erzählt. Die Freifläche vor dem Club werde für Konzerte, Flohmärkte und Ausstellungen genutzt und von „Tanz durch den Tag“ sowie dem Salon Magika dekoriert.

Von der Politik enttäuscht

Stürzer habe mit dem Standort am Donaukanal „Riesenglück“, der allerdings nicht viel mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“ sei: „Wenn es im Herbst wieder einen Shutdown gibt, dann putzt es die gesamte Szene“, sagt der gebürtige Oberösterreicher. „Das ist beinhart, da brennt überall der Hut.“ Dem Beispiel von Berliner Clubs folgend startete das Werk deshalb im März ein Online-Crowdfunding, das mittlerweile rund 25.000 Euro lukrieren konnte.

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